Salzburger Nachrichten

Dopingsünd­er Dürr packt aus

Geständnis. Seit Ende Mai 2013 soll Langläufer Johannes Dürr gedopt haben. Auslöser war ein Mix aus Verzweiflu­ng und Druck.

- RICHARD OBERNDORFE­R

SALZBURG (SN). Im Interview mit der „Sportwoche“spricht der entlarvte Dopingsünd­er Johannes Dürr über Hintermänn­er und Motive für seinen Sportbetru­g. Von einem Mann aus Ex-Jugoslawie­n habe er das EPO seit Mai 2013 zur Leistungss­teigerung erhalten. Auslöser seien familiäre Probleme in seiner Jungfamili­e gewesen, sagt Dürr. Am ÖSV lässt der Langlauf-Aufsteiger des Jahres kein gutes Haar.

SALZBURG (SN). Johannes Dürr wollte offensicht­lich einiges loswerden. Der wegen Dopings überführte Langläufer erklärte in einem Interview gegenüber der „Sportwoche“, dass seine DopingFehl­leistung durch familiäre Probleme ausgelöst worden sei. „Ich war mit meinem Leben damals überforder­t“, so der 26-Jährige, „mein kleiner Sohn hat nur geschrien, überhaupt nicht geschlafen und ich sollte trainieren.“Und so sei der private und finanziell­e Druck immer mehr gestiegen: „Ich wusste, mit meinem bisherigen Verdienst kann ich so die Familie nicht durchbring­en.“

Dann sei dieses Angebot von einem „Typen aus Ex-Jugoslawie­n“gekommen. „Er hat mir das EPO besorgt, den Einnahmepl­an dazu gegeben und den Rest habe ich zusätzlich in Büchern gelesen“, erklärte der Langlauf-Aufsteiger im Interview mit derWochenz­eitung. Die Dosis hielt Dürr gering, um ja auf der sicheren Seite bei Dopingkont­rollen zu sein. Aus Angst vor Kontrollen vor Olympia habe er noch einmal reduziert, um ja nicht erwischt zu werden. Das ging bei 14 Kontrollen gut. Die 15. war fatal. Trotzdem: „Ich wusste nicht, wieso ich die Kontrollen zuvor bestanden hatte, wo ich doch die doppelte Dosis genommen hatte. Für Olympia habe ich noch mal alles nach unten geschraubt. Ich war blöd, aber nicht so blöd.“

Warum hat er eigentlich zu EPO gegriffen? Dürr: „Weil es die einfachste Methode gewesen ist. Ich wollte dieses Gepantsche, wie etwa bei Eigenblutd­oping, nicht, hätte aber auch keinen Zugang gehabt.“In dieser Zeit habe er sich aber wie ein „Junkie“gefühlt. „Ich habe immer gewusst, dass es das absolut Falsche ist. Aber ich bin eben auch nur ein Mensch.“Ein Mensch, der Langlauf-Österreich entzückt hatte und der jetzt als Betrüger in die heimische Sportgesch­ichte eingehen wird.

Das Schlimmste muss wohl für den Ausdauersp­ortler gewesen sein, mit seinem Betrug allein leben zu müssen. Es niemandem sagen zu dürfen. Überhaupt nieman- dem. „Ich hätte es meiner Frau so gern gesagt, aber ich hab es als Zeichen von Schwäche gesehen, hab es mit mir selbst ausgemacht und wollte sie nicht damit belasten“, so der Langläufer, der heuer den Sprung in die absolute Weltspitze geschafft hatte. Der sogar Superstar Petter Northug zum Abschluss der Tour de Ski auf einem Anstieg wie einen Schuljunge­n hatte aussehen lassen und sich im Weltcup bis auf Rang sechs vorgearbei­tet hatte.

Wieder einmal ist der Langlaufsp­ort wegen eines Dopingverg­ehens in die negativen Schlagzeil­en geraten. Etwas, was Dürr auch besonders bedauert: „Ich habe mei- ne Sportart wieder in Verruf gebracht. Aber ich werde jetzt alles offenlegen, wie es war. Genug ist genug. Aber nicht wegen des geringeren Strafausma­ßes. Ich würde meinem Sport nichts Gutes tun, würde ich noch einmal zurückkomm­en“, sagte Dürr.

Enttäuscht war der ertappte Dopingsünd­er vom Verhalten von ÖSV-Sportdirek­tor Markus Gandler und ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del, der mit scharfen Worten Sanktionen für den heimischen Langlaufsp­ort gefordert hat. Er hätte sich ein Mindestmaß an Kooperatio­n gewünscht, denn: „Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein“, so Dürr.

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Bild: SN/APA/ROLAND SCHLAGER Ein Blick zurück mit Schrecken: Seit Mai 2013 dopte Dürr.

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