Dopingsünder Dürr packt aus
Geständnis. Seit Ende Mai 2013 soll Langläufer Johannes Dürr gedopt haben. Auslöser war ein Mix aus Verzweiflung und Druck.
SALZBURG (SN). Im Interview mit der „Sportwoche“spricht der entlarvte Dopingsünder Johannes Dürr über Hintermänner und Motive für seinen Sportbetrug. Von einem Mann aus Ex-Jugoslawien habe er das EPO seit Mai 2013 zur Leistungssteigerung erhalten. Auslöser seien familiäre Probleme in seiner Jungfamilie gewesen, sagt Dürr. Am ÖSV lässt der Langlauf-Aufsteiger des Jahres kein gutes Haar.
SALZBURG (SN). Johannes Dürr wollte offensichtlich einiges loswerden. Der wegen Dopings überführte Langläufer erklärte in einem Interview gegenüber der „Sportwoche“, dass seine DopingFehlleistung durch familiäre Probleme ausgelöst worden sei. „Ich war mit meinem Leben damals überfordert“, so der 26-Jährige, „mein kleiner Sohn hat nur geschrien, überhaupt nicht geschlafen und ich sollte trainieren.“Und so sei der private und finanzielle Druck immer mehr gestiegen: „Ich wusste, mit meinem bisherigen Verdienst kann ich so die Familie nicht durchbringen.“
Dann sei dieses Angebot von einem „Typen aus Ex-Jugoslawien“gekommen. „Er hat mir das EPO besorgt, den Einnahmeplan dazu gegeben und den Rest habe ich zusätzlich in Büchern gelesen“, erklärte der Langlauf-Aufsteiger im Interview mit derWochenzeitung. Die Dosis hielt Dürr gering, um ja auf der sicheren Seite bei Dopingkontrollen zu sein. Aus Angst vor Kontrollen vor Olympia habe er noch einmal reduziert, um ja nicht erwischt zu werden. Das ging bei 14 Kontrollen gut. Die 15. war fatal. Trotzdem: „Ich wusste nicht, wieso ich die Kontrollen zuvor bestanden hatte, wo ich doch die doppelte Dosis genommen hatte. Für Olympia habe ich noch mal alles nach unten geschraubt. Ich war blöd, aber nicht so blöd.“
Warum hat er eigentlich zu EPO gegriffen? Dürr: „Weil es die einfachste Methode gewesen ist. Ich wollte dieses Gepantsche, wie etwa bei Eigenblutdoping, nicht, hätte aber auch keinen Zugang gehabt.“In dieser Zeit habe er sich aber wie ein „Junkie“gefühlt. „Ich habe immer gewusst, dass es das absolut Falsche ist. Aber ich bin eben auch nur ein Mensch.“Ein Mensch, der Langlauf-Österreich entzückt hatte und der jetzt als Betrüger in die heimische Sportgeschichte eingehen wird.
Das Schlimmste muss wohl für den Ausdauersportler gewesen sein, mit seinem Betrug allein leben zu müssen. Es niemandem sagen zu dürfen. Überhaupt nieman- dem. „Ich hätte es meiner Frau so gern gesagt, aber ich hab es als Zeichen von Schwäche gesehen, hab es mit mir selbst ausgemacht und wollte sie nicht damit belasten“, so der Langläufer, der heuer den Sprung in die absolute Weltspitze geschafft hatte. Der sogar Superstar Petter Northug zum Abschluss der Tour de Ski auf einem Anstieg wie einen Schuljungen hatte aussehen lassen und sich im Weltcup bis auf Rang sechs vorgearbeitet hatte.
Wieder einmal ist der Langlaufsport wegen eines Dopingvergehens in die negativen Schlagzeilen geraten. Etwas, was Dürr auch besonders bedauert: „Ich habe mei- ne Sportart wieder in Verruf gebracht. Aber ich werde jetzt alles offenlegen, wie es war. Genug ist genug. Aber nicht wegen des geringeren Strafausmaßes. Ich würde meinem Sport nichts Gutes tun, würde ich noch einmal zurückkommen“, sagte Dürr.
Enttäuscht war der ertappte Dopingsünder vom Verhalten von ÖSV-Sportdirektor Markus Gandler und ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der mit scharfen Worten Sanktionen für den heimischen Langlaufsport gefordert hat. Er hätte sich ein Mindestmaß an Kooperation gewünscht, denn: „Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein“, so Dürr.