Kühler Abschied der SPÖ für Laura Rudas
Bundesgeschäftsführerin will an US-Eliteuni studieren, die Partei wünscht lakonisch „viel Erfolg“
WIEN (SN-a. k.). Das wissenschaftspolitische Mantra der SPÖ („Nein zu Studiengebühren“) wird Laura Rudas nicht durchhalten können, wenn sie – wie gestern angekündigt – aus der Politik aussteigt und an der US-Universität Stanford ein Studium aufnimmt. Der „Master of Science in Management for Experienced Leaders“, den die derzeitige Nationalratsabgeordnete und SPÖ-Bundesgeschäftsführerin ab Juni absolvieren will, kostet 165.456 US-Dollar. Davon 116.500 Dollar Studienbeiträge, der Rest entfällt auf Wohnen, Bücher, Reisen, Gesundheitsversicherung.
Die Ankündigung Rudas’, der Politik Adieu zu sagen, hat am Dienstag auch ihre Freunde überrascht. Zwar war die erst 32-jährige SPÖ-Bundesgeschäftsführerin vor rund einem Jahr etwas in den Hintergrund gedrängt worden, als Norbert Darabos ebenfalls zum Bundesgeschäftsführer ernannt worden war und sogleich das Ruder in der SPÖ-Zentrale ergriff. Doch erst vor Kurzem übernahm Rudas zusätzlich zu ihren Funktionen die Agenden der SPÖ-Bildungssprecherin, und in einem SN-Gespräch vor rund zwei Wochen wirkte sie noch sehr motiviert. Sie verwies darauf, dass sie schon vor Jahren SPÖ-Bildungssprecherin hätte werden wollen, schließlich habe sie ihre Magisterarbeit zum Thema „Soziale Selektion im österreichischen Bildungssystem“verfasst.
Der überraschende Wechsel Rudas’ auf die kalifornische Eliteuni löste auf Twitter & Co. die übliche Häme aus. Doch ein Blick auf die Bewerbungsunterlagen für das Stanford-Studium zeigt, dass es sich um einen äußerst anspruchsvollen einjährigen Lehrgang handelt. Zum aufwändigen Aufnahmeverfahren wird nur zugelassen, wer einen akademischen Abschluss und acht Jahre Berufserfahrung mitbringt, davon fünf Jahre in Managementfunktionen.
Anders als viele andere Spitzenpolitiker verzichtet Rudas mit ihrem Abgang auf viel Geld. Sie übte zwei gut bezahlte Funktionen (Nationalratsmandat, SPÖ-Bundesgeschäftsführung) aus, die zusammen annähernd der Gage eines Regierungsmitglieds entsprechen. Eine Rückkehr in die Politik schließt sie derzeit aus. Die SPÖ reagierte kühl auf den Abgang der jungen Politikerin. Parteichef Werner Faymann schwieg, ihr Geschäftsführer-Kollege Darabos wünschte ihr „viel Erfolg“.
Laura Rudas stammt aus einer prominenten Familie: Ihr verstorbener Vater war der renommierte Psychiater Stephan Rudas, ihr Onkel Andreas Rudas war ebenfalls SPÖ-Bundesgeschäftsführer. Laura Rudas stieg unmittelbar nach der Matura in die Politik ein, wurde von Wiens Bürgermeister Michael Häupl gefördert, kam 2004 in den Wiener Gemeinderat und 2007 in den Nationalrat.