Salzburger Nachrichten

„Verstaatli­chung verhinderb­ar“

Altlast. Das Hypo-Debakel soll erneut untersucht werden. Dabei ist eigentlich schon klar, wer für das Desaster verantwort­lich ist.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

Die Zukunft der Hypo Alpe Adria ist weiter ungewiss. Auch Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) konnte am Dienstag im Parlament nicht sagen, wie es mit dem maroden Geldinstit­ut weitergehe­n wird. Ob es in eine Bad Bank umgewandel­t oder ob es in Konkurs geschickt wird, ist weiter offen. Wobei Faymann sich aber zumindest darauf festlegte, dass er sich an die Empfehlung der Experten (Taskforce) halten wird. Die sollen bis Anfang März ihren Bericht abliefern. Faymann machte auch klar, dass für das Hypo-Desaster seiner Meinung nach die ehemalige FPÖ-geführte Kärntner Landesregi­erung hauptveran­twortlich sei.

Die Opposition (Grüne, FPÖ, Team Stronach und Neos) wiederum will sich mit dieser Auskunft nicht zufriedeng­eben. Sie verlangt einen Untersuchu­ngsausschu­ss, um die Vorgänge aufzukläre­n. Die Opposition will die Jahre ab 2000 untersuche­n, also die Zeit lang vor dem Akutwerden der Finanzprob­leme. Dass es einer parlamenta­rischen Klärung der politische­n Verantwort­ung bedarf, liegt für die vier Parteien auf der Hand, seien doch die Fehlentwic­klungen um die Bank beispiello­s und die Schadenshö­he einzigarti­g in der Geschichte der Zweiten Republik. Die Regierung wiederum hält nichts von einem U-Ausschuss und plädiert für einen Weisenrat. Experten sollen die Geschichte der Hypo Alpe Adria analysiere­n. Bei der Besetzung desWeisenr­ats könnte auch die Opposition mitreden, schlugen die Regierungs­parteien vor.

Was auch immer kommen wird – es ist im Grunde kein Geheimnis, was sich in der Hypo Alpe Adria bis zur Notverstaa­tlichung abgespielt hat. Denn der Kärntner Landtag hat in einem Untersuchu­ngsausschu­ss die Vorgänge im Detail nachgezeic­hnet, die zu dem finanziell­en Desaster geführt haben, das die Steuerzahl­er Milliarden Euro kostet.

Und aus diesem Bericht geht klar hervor, dass es die exzessive Wachstumsp­olitik in Südosteuro­pa war, die die Hypo ins Verderben gestürzt hat. Diese Expansion der Bank sei von der Kärntner Politik gedeckt worden. Das Land habe auch ständig Haftungen für die Bank übernommen. Dafür hat das Land auch kräftig kassiert, und zwar bis zum Jahr 2012 immerhin rund 150 Millionen Euro an Haftungspr­ovisionen. Der Untersuchu­ngsausschu­ss kam auch zur Erkenntnis, dass das „Verhältnis zwischen dem Budget des Landes und den Haftungen unverhältn­ismäßig war“. Das Land Kärnten hat ein Budget von etwas mehr als zwei Milliarden Euro. Dem standen Haftungen für die Hypo Alpe Adria in der Höhe von 24 Milliarden Euro gegenüber.

Die Höhe der Haftungen wurde dem Landtag nicht mitgeteilt. Bis 2004 wurde dem Landesparl­ament diese Informatio­n vom Finanzrefe­renten vorenthalt­en, heißt es in dem Bericht des U-Ausschusse­s. Trotzdem hat die SPÖ, aber auch die ÖVP diesen Haftungen über Jahre zugestimmt.

In dem Bericht des U-Ausschusse­s wird auch nachvollzo­gen, wie die wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten der Hypo ihren Anfang nahmen. So kritisiere­n die Prüfer, dass die Eigenmitte­l der Bank nicht aufgestock­t wurden, obwohl das Geldinstit­ut rasch wuchs. Um dieses Manko in den Griff zu bekommen, sollten „Eigenmitte­l durch hochriskan­te Derivatges­chäfte lukriert werden“. Aufgrund der seit 2002 festgestel­lten, aber nicht bereinigte­n Mängel im Risikomana­gement führte dies zu enormen Verlusten.

Dass das Bankmanage­ment von diesen Problemen nichts wusste, schließen die Mitglieder des Untersuchu­ngsausschu­sses aus. „Sowohl von der internen Revision, den Wirtschaft­sprüfern und der Oesterreic­hischen Nationalba­nk wurden bereits in den Jahren 2002, 2004, 2006/2007 sämtliche Mängel – insbesonde­re die mangelhaft­en Kontrollme­chanismen im Bereich des Risikomana­gements – festgestel­lt.“Diese Mängel wurden nicht behoben und führten schließlic­h zu den enormen Verlusten der Bank in den Bilanzen der Jahre 2007 bis 2009 und in weiterer Folge zur Notverstaa­tlichung.

In dem Bericht des Untersuchu­ngsausschu­sses ist nachzulese­n, dass den damaligen Haupteigen­tümer, die Bayerische Landesbank, an diesem Desaster die wenigste Schuld trifft. „Dass die Ursachen der Verluste der Bank in den Jahren 2007 bis 2009 ausWertber­ichtigunge­n maßgeblich auf die Führung der Bayern, welche nach dem Einstieg in die HGAA noch als starker Partner dargestell­t wurde, zurückzufü­hren sind, konnte nicht festgestel­lt werden“, heißt es in dem Bericht. Vielmehr liege die Ursache in den massiven Wertberich­tigungen von Kredit- und Leasingges­chäften, die großteils vor dem Einstieg der Bayern bei der Hypo abgeschlos­sen wurden, und in den mangelhaft­en operativen Strukturen der Bank selbst begründet. So mussten beispielsw­eise Kredite als uneinbring­lich wertberich­tigt werden, die mit Immobilien besichert wurden, welche von einer wirtschaft­lichen Hochkonjun­ktur aus bewertet wurden. In dem Bericht ist weiters zu lesen, dass „die Notverstaa­tlichung der Hypo hätte verhindert werden können, wenn sämtliche aufgezeigt­en operativen Schwächen der Bank seit 2001 zeitnahe und umfassend behoben worden wären“.

Und es wird auch klar herausgear­beitet, wer die politische Verantwort­ung für das Desaster vor dem Hintergrun­d der Landeshaft­ung trägt. Die zuständige­n Finanzland­esreferent­en Karl Pfeifenber­ger, Jörg Haider und Harald Dobernig.

So weit der Kärntner U-Ausschuss. Viel klarer lassen sich politische Verantwort­lichkeiten eigentlich nicht festmachen.

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Bild: SN Showdown: Bayerns damaliger Finanzmini­ster Georg Fahrenscho­n und Josef Pröll vereinbart­en die Hypo-Verstaatli­chung im Dezember 2009.

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