Die tiefe Verneigung des Olympiers vor dem Autokraten
Sprichwörter haben es in sich. In wenigenWorten umreißen manche von ihnen gar trefflich einen Sachverhalt, den man ohne das Sprichwort nur umständlich erklären könnte. „Gleich und gleich gesellt sich gern“ist so ein Sprichwort. Und es drängt sich ins Gedächtnis am Ende der Olympischen Spiele in Sotschi.
Da hat im Zuge einer recht netten Abschlussfeier der OlympischenWinterspiele in Sotschi einer der großen Olympier gezeigt, wie sehr dieses Sprichwort den Nagel auf den Kopf trifft. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, der Deutsche Thomas Bach, vollführte beim Abschiedsfest einen veritablen Kotau vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Damit schließt er nahtlos an jene Olympier an, die seinerzeit entschieden hatten, den Verlockungen ausMoskau zu erliegen und die Spiele an diesen Ort zu vergeben. Einen Ort, der erst noch ein paar Berge umpflügen musste, um Gastgeber der Spiele zu sein, der ein paar Dörfer in die Armut treiben musste, damit die ganzeWelt in Sotschi Ski laufen und Ski springen kann. In ein Land, das den internationalen Standards von Demokratie und Freiheit so wenig entspricht wie die diversen olym- pischen Organisationen rund um die Welt.
Bach lobte den „persönlichen Einsatz“Putins, wiewohl der vermutlich nur darin bestanden hat, dass Putin jegliche Opposition gegen die Art, wie eine ganze Region umgekrempelt wurde, niedergewalzt hatte. Laut Bach zeigte sich das Gesicht des neuen Russlands als „offen für die Welt“.
Das mag schon sein. Für Russen aber, die nicht nach der Pfeife des Autokraten Putin tanzen, scheint in diesem Land nur eines offen zu sein: Die Tore zu den Gefängnissen und Straflagern, in denen jeder landet, der am falschen Ort demonstriert oder sonst wie seine eigene Meinung kundtut.
Doch wir dürfen uns nicht wundern, dass der Präsident des IOC dem Präsi- denten des autokratisch regierten Russlands schöntut. Auch die olympische Bewegung hat mit Demokratie und Mitbestimmung nichts am Hut. Auch in der olympischen Bewegung herrschen selbstherrliche Autokraten.
Aber bei aller Ähnlichkeit der Charaktere gibt es schon noch Rangunterschiede: Der Olympier verneigte sich bei der Abschlussveranstaltung mit Begeisterung vor dem russischen Autokraten. Dass Bach bei dieser Verbeugung gleich noch ein beeindruckendes Stück Rektalakrobatik geliefert hat, ist in sich schon fast eine sportliche Leistung.
Hoffentlich kann der russische Präsident bald wieder schmerzfrei sitzen.