Salzburger Nachrichten

Thrillerau­tor Tom Clancy im Cyberkrieg.

Bestseller. Warum Thrillerau­tor Tom Clancy schrieb, als ob der Kalte Krieg nie ein Ende gefunden hätte. Er schilderte 25 Jahre lang technisch versiert futuristis­che, fiktive Kapitel weltpoliti­scher Krisen.

- PIERRE A. WALLNÖFER

SALZBURG (SN). Ohne Helden geht es nie. Bestseller­autor Tom Clancy hat sich für seine mehrfach verfilmten Thriller über fiktive Spannungsm­omente der Weltpoliti­k meist des Spezialage­nten Jack Ryan als Speerspitz­e bedient. Der „Campus“, von dem aus er operiert, ist eine Abteilung der USamerikan­ischen Geheimdien­ste, die in Clancys Welt zum Beispiel schon mit einem terroristi­schen Atomangrif­f zurechtkom­men mussten. Vier Filme (mit drei verschiede­nen Schauspiel­ern als Ryan) gibt es schon, ein fünfter startet an diesem Freitag unter dem Titel „Jack Ryan: Shadow Recruit“in österreich­ischen Kinos.

Dafür gibt es von Tom Clancy, der 2013 überrasche­nd verstorben ist, einen neuen Roman. Clancy der gestandene, stramm nationale Technikfre­ak mit unverhohle­nen Sympathien für den militärisc­h-industriel­len Komplex der USA, hat Jack Ryan zuletzt aus der Schusslini­e genommen und lässt ihn das Geschehen nun als US-Präsident steuern. Damit dadurch nicht das ganze Konzept durcheinan­derkommt, hat Clancy einfach als Sohn des Präsidente­n einen Jack Ryan Jr. erfunden, den er wieder in die Stahlbäder seiner Actionaben­teuer schicken kann. Dabei ist in Vergessenh­eit geraten, dass Ryan einst in „Jagd auf ,Roter Oktober‘“als Analyst und Antiheld begonnen hatte.

Der Tod des im Jahr 1947 in Baltimore geborenen Bestseller­autors im Vorjahr bedeutet nun nicht das jähe Ende des Helden Jack Ryan ( Jr.). Von Clancy, der im deutschspr­achigen acht Millionen Bücher verkauft hat, soll es noch zwei oder drei unveröffen­tlichte Romanmanus­kripte geben.

„Gefahrenzo­ne“, der soeben erschienen­e jüngste Roman ist immerhin schon das fünfzehnte Buch über den Familienme­nschen Jack Ryan und hat mit über 800 Seiten den typischen Clancy-Umfang.

Clancys Lieblingst­hemen sind Technik und militärisc­he Konflikte. Technik spielte schon in seinem Debüt „Jagd auf ,Roter Oktober‘“im Jahr 1984 über die Desertion eines sowjetisch­en Atom-UBoots mit einer geräuschlo­sen Antriebste­chnik eine große Rolle.

Damals bereits hatte Jack Ryan – gespielt von Alec Baldwin, als U-Boot-Kapitän auch im Team: Sean Connery – seinen ersten Auftritt und profiliert­e sich als Familienme­nsch mit Flugangst. Zwei weitere Filme mit Harrison Ford als Analyst („Die Stunde der Patrioten“, 1992, und „Das Kartell“, 1994) und „Der Anschlag“(2002, mit Ben Affleck als Ryan) folgten.

Der fünfte Ryan-Actionfilm „Shadow Recruite“, entstand in Regie des Iren Kenneth Branagh und zeigt erstmals Chris Pine („Star Trek: Into Darkness“) in der Titelrolle. Im Gegensatz zu den bisherigen Adaptionen stammen diesmal nur die Figuren von Tom Clancy, die Geschichte basiert auf einem fremden Drehbuch.

Zurück zum Roman: Die neue Welt des alten Veteranen Tom Clancy kennt Bitcoins und Botnets, was den Leser doch verblüfft. Clancy gelingt es aber nicht, dem Leser Autoritäte­n unter seinen Protagonis­ten plausibel zu machen. US-Agenten erstarren vor einem Kollegen in Ehrfurcht, die Ursache dieses Respekts lässt sich aber nicht ausmachen.

Plumpe Wort- und sogar Satzwieder­holungen erlauben dem Leser damit einen unmittelba­ren Blick in den Zettelkast­en Clancys, der offensicht­lich schlampig genutzt wurde. Dass die Schilderun­gen von bleihaltig­en Zwischenfä­llen plastische­r sind als Wortgefech­te, das – wie gesagt – muss jeder Tom-Clancy-Leser in Kauf nehmen.

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Bild: SN/DAVID BURNETT/RANDOMHOUS­E Bestseller­autor Tom Clancy (1947–2013): „Es ist schon gespenstis­ch: Vieles, was ich erfinde, wird Wirklichke­it.“
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Tom Clancy: Gefahrenzo­ne, 848 Seiten, 25,70 Euro, gedruckt auf Papier aus St. Pölten.

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