Der Milliardär will mehr
Ein mexikanischer Unternehmer greift nach der Mehrheit bei der Telekom Austria
WIEN (SN-wie). Carlos Slim zählt zu den reichsten Männern der Welt, in der alljährlich erscheinenden Rangliste des US-Wirtschaftsmagazins „Forbes“wurde das Vermögen des mexikanischen Unternehmers zuletzt mit 73 Mrd. USDollar (53 Mrd. Euro) angegeben. Den Grundstein für seinen Reichtum legte Slim im Zuge der Privatisierung des Telekomsektors in Mexiko unter der Präsidentschaft von Carlos Salinas. 1990 erwarb Slim die nationalen Telefongesellschaften Telmex (Festnetz) und América Móvil (Mobilfunk), Kritikern zufolge deutlich unter ihrem Marktwert. Mit 250 Millionen Kunden ist der vorwiegend in Lateinamerika tätige Mobilfunkriese América Móvil mittlerweile die Nummer vier in der globalen Telekombranche.
Die beherrschende Stellung von Slims Konzern auf dem HeimmarktMexiko bringt mit sich, dass die Bürger besonders hohe Telefongebühren bezahlen, die Regie- rung versucht über die Aufsichtsbehörden, die Marktmacht von Slims Unternehmen zu brechen. Im vergangenen Jahr scheiterte América Móvil beim Versuch, die Mehrheit am niederländischen Telekomkonzern KPN zu übernehmen, nachdem er bei deren deutscher Tochter E-Plus ausgestiegen war.
Bei der Telekom Austria war América Móvil im Jahr 2012 eingestiegen, indem man in zwei Schritten das 21-ProzentAktienpaket des Investors Ronny Pecik übernommen hatte. Nach dem Zukauf weiterer Aktien über die Börse verfügt die Gruppe von Slim mittlerweile über 26,8 Prozent der Anteile an der Telekom Austria. Nun greift der mexikanische Konzern über eine freundliche Übernahme nach derMehrheit.
Der Telekombereich bildet den Nukleus von Carlos Slims Konzern. Darüber hinaus ist der 74-jährige Unternehmer, dessen Vater am Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Libanon kommend in Mexiko einwanderte, auch in anderen Branchen tätig.
Zu seinem Firmenimperium gehören auch zahlreiche Hotels und Versicherungen, der Konzern ist zudem in der Ölbranche tätig und Eigentümer von Fußballvereinen.