Der Kernaktionär ist am Zug
Dass der mexikanische Mobil-funkkonzern América Móvil früher oder später Appetit auf mehr bekommen und seinen Anteil an der Telekom Austria gern erhöhen würde, war absehbar. Nun hat der Telekomriese seine Karten aufgedeckt und er hat ein gutes Blatt. Soll heißen, er hat viel Geld. Aber der Konzern des Carlos Slim hat in Europa auch schon Lehrgeld gezahlt, die Engagements in den Niederlanden und in Österreich waren bisher nicht so ertragreich wie erhofft.
Dass sich América Móvil bei der Telekom Austria nun mit dem zweiten Großaktionär ÖIAG verbünden will, ist eine Vernunftentscheidung. Jeder Privatunternehmer, der sich an einem teilstaatlichen Konzern beteiligt, weiß, dass er den Staat als Aktionär nicht loswird, wenn dieser nicht will. Zumindest theoretisch ist dieser immer in der Lage, seinen Anteil und damit das Eigentum an strategisch wichtigen Unternehmen zu behalten. Ein solches ist die Telekom Austria zweifellos.
Die Privatisierung hat zwar bewiesen, dass es zum Aufrechterhalten der Telekom-Infrastruktur in Österreich nicht nötig war, das Unternehmen zu 100 Prozent im Staatsbesitz zu halten. Ein kompletter Rückzug ist aber auch keine Option. Für die ÖIAG und damit die Republik stellt sich nun die Gretchenfrage. Will man die Sperrminorität halten, muss man Geld in die Hand nehmen. Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger sagt, die Regierung dürfe da nicht schlafen. Nimmt man als Messlatte, wie dilettantisch die Regierung anderswo mit ihrem Vermögen umgeht, ist dieser Weckruf mehr als berechtigt.