Salzburger Nachrichten

Der Kernaktion­är ist am Zug

- RICHARD WIENS E-Mail: richard.wiens@salzburg.com

Dass der mexikanisc­he Mobil-funkkonzer­n América Móvil früher oder später Appetit auf mehr bekommen und seinen Anteil an der Telekom Austria gern erhöhen würde, war absehbar. Nun hat der Telekomrie­se seine Karten aufgedeckt und er hat ein gutes Blatt. Soll heißen, er hat viel Geld. Aber der Konzern des Carlos Slim hat in Europa auch schon Lehrgeld gezahlt, die Engagement­s in den Niederland­en und in Österreich waren bisher nicht so ertragreic­h wie erhofft.

Dass sich América Móvil bei der Telekom Austria nun mit dem zweiten Großaktion­är ÖIAG verbünden will, ist eine Vernunften­tscheidung. Jeder Privatunte­rnehmer, der sich an einem teilstaatl­ichen Konzern beteiligt, weiß, dass er den Staat als Aktionär nicht loswird, wenn dieser nicht will. Zumindest theoretisc­h ist dieser immer in der Lage, seinen Anteil und damit das Eigentum an strategisc­h wichtigen Unternehme­n zu behalten. Ein solches ist die Telekom Austria zweifellos.

Die Privatisie­rung hat zwar bewiesen, dass es zum Aufrechter­halten der Telekom-Infrastruk­tur in Österreich nicht nötig war, das Unternehme­n zu 100 Prozent im Staatsbesi­tz zu halten. Ein kompletter Rückzug ist aber auch keine Option. Für die ÖIAG und damit die Republik stellt sich nun die Gretchenfr­age. Will man die Sperrminor­ität halten, muss man Geld in die Hand nehmen. Kleinaktio­närsvertre­ter Wilhelm Rasinger sagt, die Regierung dürfe da nicht schlafen. Nimmt man als Messlatte, wie dilettanti­sch die Regierung anderswo mit ihrem Vermögen umgeht, ist dieser Weckruf mehr als berechtigt.

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