Hypo tauschte vor demVerkauf die Akten aus
Untreue-Prozess. Prüfer hatten die Manager der BayernLB eindringlich vor Risiken beim österreichischen Bankinstitut gewarnt.
MÜNCHEN (SN, dpa). Ein bezeichnendes Licht auf die Zustände in der Hypo Alpe Adria lang vor ihrer Notverstaatlichung warf am Dienstag eine Zeugenaussage in München. Demnach warnten Wirtschaftsprüfer die verantwortlichen Manager der BayernLB bereits vor dem verhängnisvollen Kauf der Hypo eindringlich vor Risiken. Diese Risiken müssten im Kaufvertrag abgesichert werden, empfahl ein Berater der Prüfgesellschaft Ernst & Young (EY) kurz vor der Vertragsunterzeichnung im Mai 2007.
„Das Wort ,müssen‘ gebrauche ich als Berater höchst selten“, sagte er am Dienstag als Zeuge im Prozess gegen sechs ehemalige Landesbank-Vorstände vor dem Landgericht München. Üblich seien sonst eher zurückhaltendere Begriffe wie „sollten“oder „könnten“. Eine Stichprobe der Kreditengagements der Hypo Alpe Adria habe aber Anlass zu der Sorge gegeben, dass Wertberichtigungen nötig werden könnten.
Die Staatsanwaltschaft wirft den damaligen BayernLB-Vorständen Untreue vor. Sie hätten sich über Risiken hinweggesetzt, um die Bank trotz offensichtlicher Probleme um fast jeden Preis zu kaufen und nach dem Scheitern einer anderen Übernahme als erfolgreiche Macher dazustehen. Im Kaufvertrag haben die Herren laut Anklage auf jegliche Absicherungen oder Gewährleistungen verzichtet und der BayernLB letztlich einen Schaden von mehr als einer halben Milliarde Euro zugefügt. Schon kurz nach der Übernahme wurde die österreichische Bank zu einem Riesenproblem für die BayernLB.
Ärger gab es freilich schon vor dem Kauf. Schon bei der Betriebsprüfung der Bank kam es nach Darstellung des Wirtschaftsprüfers zu gravierenden Problemen. Während dieser streng vertraulichen Untersuchung habe die Bank sämtliche Ordner mit Informationen und Kennzahlen des Instituts in dem extra eingerichteten Datenraum gegen andere Ordner ausgetauscht und die Betriebsprüfung damit erheblich erschwert. „Hoppla, hier stimmt was nicht“, beschrieb der Zeuge seine Reaktion damals.
Alle Ordner, die er mit seinem Kürzel gekennzeichnet hatte, seien nicht mehr da gewesen. So etwas habe er in seinem ganzen Berufsleben als Wirtschaftsprüfer noch nie erlebt. „Wir haben uns massiv beschwert.“In der Kürze der Zeit sei es für ihn und seine Kollegen aber unmöglich gewesen, die neuen 300 Ordner zu sichten. Diese Informationslücke dokumentierten die Prüfer auch gegenüber der BayernLB. „Eine Kontrolle über den Datenraum ist nicht gewährleistet. Das ist im Kaufvertrag entsprechend zu berücksichtigen“, schrieben sie in einem E-Mail an die Landesbank.
Die Angeklagten hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.