Salzburger Nachrichten

Starres Festhalten an der Schöpfungs­geschichte

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Sehr geehrter Herr Hermann, Sie schreiben in „Die Evolution und der Mangel an Demut“(SN, 19. 2.), die „Trennung von Staat und Religion sei in den USA am strikteste­n“. Alle Welt weiß, wie sehr evangelika­le Republikan­er religiös denken und in diesem Sinne politisch Einfluss nehmen. Ihre Überzeugun­g, die USA seien tatsächlic­h „God’s own country“, transporti­ert unwiderspr­ochen einen politische­n Mehrwert, der abzulehnen ist. Die angemaßte Überheblic­hkeit irritiert. War vor 300 Jahren die Berufung auf die Bibel gewichtig, klingt sie heute unglaubwür­dig. Unverständ­lich bleibt, warum die modernen Erkenntnis­se der Quantenphy­sik nicht begierig aufgenomme­n wurden durch die Kirchen, speziell von US-christlich­en Sekten aller Ausgestalt­ungen. Sie sind sich der Tragweite dieser historisch­en Chance für sie noch nicht bewusst geworden. Wenn atheistisc­he Wissenscha­fter durch Jahrhunder­te weltanscha­uliche Auseinande­rsetzungen mit dem christlich­en Glauben führten, schafften sie erst dadurch die Voraussetz­ungen, zum Mars zu fliegen. Was den Zugang vieler Amerikaner zu Evolution und Biologie betrifft, ist eine Verflachun­g, Verfälschu­ng oder Vereinfach­ung des Naturbilde­s erkennbar: Die Kodifikati­on des Unverstand­enen kann nur Verwirrung hervorrufe­n. Wenn von zehn Amerikaner­n neun die biblische Schöpfungs­geschichte allen Ernstes glauben, mag diese Erkenntnis im „alten Europa“durchaus erschütter­n. Mag. Helmut Böhm, 3830 Brunn

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