Wahlplakate müssen keine Leintücher sein
Bei den bayerischen Nachbarn wird am 16. März gewählt – ohneWettkampf um die Plakatflächen.
Wahlkampf ist Wettkampf. Wer schafft es, das größte Plakat auf einer Wiese wachsen zu lassen? Wer steckt mittels Dreieckständer auf Gehwegen und Plätzen den selektivsten olympiareifen Slalom aus? Größer, greller, dichter lautet dasMotto der Parteistrategen bis zum Sonntag des Urnengangs. Das ist so üblich. Das sind alle so gewöhnt. Das gehört eben zu einer funktionierenden Demokratie.
Was bewirkt die Flut an bunter Propaganda bei den Wählerinnen und Wählern? „Die Plakate schau’ ich mir schon seit Wochen nimma an“, lästerte die von Gerhard Bronner und Helmut Qualtinger geschaffene kabarettistische Figur Travnicek schon vor einem halben Jahrhundert. Geändert hat sich bis heute nichts.
In der Landeshauptstadt blickt des Bürgermeisters Wahlkampfhund genauso inflationär zum wählenden Volk wie der deutlich kleinere Vierbeiner des Herausforderers. Dazu der blaue Kandidat mit und ohne Begleitung eines Zahntechnikers. Grüne Gesundheitsparolen und Newcomer wie Neos oder Piraten mischen ebenfalls kräftig mit beim Aufbau von Hindernissen.
Wer in das benachbarte Bayern fährt, glaubt es kaum: Auch hier wird gewählt. Freie Wiesen sind nach wie vor freieWiesen. Auf den Gehsteigen gibt es keine Veränderungen. Ob in Freilassing, Bad Reichenhall oder anderswo: In den Orten weisen jeweils nur sehr wenige provisorisch aufgestellte hölzerne Plakatflächen auf die allgemeinen kommunalenWahlen am 16. März hin.
Der Platz auf einer Fläche muss beim Nachbarn für alle wahlwerbenden Parteien reichen. Ob führende Partei oder Splittergruppe – die Dimensionen der Plakate sind für alle gleich. Die Wählerinnen und Wähler können sich auf einen Blick ein Bild machen. Die Demokratie funktioniert so auch.
Die Idee des Nachbarn abkupfern? Salzburg täte es gut.