Salzburger Nachrichten

Ein deutsches Urteil entlarvt das System Haider

Die Verurteilu­ng des früheren Chefs der Bayerische­n Landesbank wegen des Hypo-Kaufs ist ein Exempel.

- Gerald Stoiber GERALD.STOIBER@SALZBURG.COM

Ein spätes Geständnis bewahrte den früheren Vorstandsc­hef der Bayerische­n Landesbank, Werner Schmidt, am Montag in München vor einer Gefängniss­trafe. Der einst mächtige Banker gab nach mehr als 50 Verhandlun­gstagen kleinlaut zu, dass er bei der Übernahme der Kärntner Hypo-Alpe-Adria-Bank 2007 den damaligen Kärntner Landeshaup­tmann Jörg Haider bestochen habe. Haider benötigte Geld für den damaligen Fußballclu­b FC Kärnten. Das Geständnis und eine Geldstrafe in sechsstell­iger Höhe hatte die Staatsanwa­ltschaft zur Bedingung dafür gemacht, dass sie einer bedingten Strafe für den 71-jährigen Schmidt zustimme. Im Gegenzug wurde der Vorwurf der Untreue – also die Anklage, die Banker hätten Vermögen ihres Arbeitgebe­rs verschleud­ert – fallen gelassen.

Was bedeutet dieses Urteil nach einer in Deutschlan­d zulässigen Absprache zwischen Gericht, Staatsanwa­lt und Verteidigu­ng nun für Österreich? Strafrecht­lich ist der Hypo-Kauf in Deutschlan­d erledigt. Den Erwerb der Kärntner Bank sah das Münchner Gericht als vertretbar­es unternehme­risches Risiko. In Österreich wird eine Anklage noch geprüft. Ob der Kaufpreis von 1,6 Mrd. Euro gerechtfer­tigt oder aber viel zu hoch war, wie die BayernLB heute argumentie­rt, werden Zivilgeric­hte entscheide­n. Die BayernLB hat 200 Mill. Euro Schadeners­atz bei Ex-Vorständen und Ex-Verwaltung­sräten eingeklagt. In Österreich läuft ein umfangreic­her Prozess gegen die Hypo-Mitarbeite­r-Privatstif­tung. Gewinnen die Bayern, erwarten das Land Kärnten noch weitaus höhere Forderunge­n.

Egal ob Geld für die Partei oder den Fußball – zur Durchsetzu­ng seiner Interessen wandelte Jörg Haider, der sich nicht mehr wehren kann, öfters an der Grenze zum Strafrecht. Eines weiteren Beweises dafür hätte es nicht bedurft. Für eine angebliche Beratung beim Hypo-Verkauf hatte der Villacher Steuerbera­ter Dietrich Birnbacher sechs Millionen Euro Honorar erhalten. Die Parallelen: Ohne Birnbacher­s Geständnis wären Geldflüsse an die ÖVP und die Kärntner Freiheitli­chen kaum beweisbar gewesen. Dabei ging es zuerst um weit höhere Summen: bei Birnbacher um zwölf Millionen, Haider forderte von den Bayern zehn Millionen. Es flossen fünf Millionen – je zur Hälfte von der Hypo und einer anderen BayernLB-Tochter.

Lässt man die juristisch­en Feinheiten beiseite, zeigt auch der Fall um Schmidt klar: Zuerst wurde der Deal um die Hypo ausgemacht, dann wurden die entspreche­nden Gutachten und Bewertunge­n eingeholt. Bezahlen mussten und müssen dieses Abenteuer sowohl in Bayern als auch in Österreich die Steuerzahl­er.

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