Der Kreml muss denWillen der Ukraine akzeptieren
Trotz aller widrigen Umstände, trotz der militärischen Aggressionen Russlands und des Einmarschs seiner Truppen ist der Ukraine Beachtliches gelungen. Nach dem Sturz des korrupten, vom Kreml gesteuerten Präsidenten Viktor Janukowitsch im Februar konnten erst Präsidentenwahlen und nun auch Parlamentswahlen abgehalten werden. Beide gingen einigermaßen geordnet und ohne die üblichen Vorwürfe der Fälschung über die Bühne.
Die Kräfte des Umsturzes auf dem Maidan wurden bestätigt: Die alten Eliten hatten auch bei regulären Wahlen keine Chance mehr. Weder Kommunisten noch die Janukowitsch-Partei oder die seiner alten Widersacherin Julia Timoschenko spielen künftig eine Rolle.
Erstmals gibt es eine breite, prowestliche, proeuropäische Allianz im Parlament in Kiew. Die deutliche Mehrheit der Menschen in der Ukraine will weder in den Schoß des Kremls, noch steht sie unter der Fuchtel irrlichternder Faschisten oder ultrarechter Radikaler. Weder unterdrückt sie russischsprechende Mitbürger, noch war der Umsturz im Februar das Werk einer finsteren US-europäischen Verschwörung. Zeit zum Abrüsten. Es ist alles ganz normal in der Ukraine. Die Leute wollen wie wohl überall in der Welt Frieden, Rechtsstaat, Teilhabe an der Macht, Wohlstand und Freiheit. Das nennt man gemeinhin Demokratie. Dass die Bevölkerung diese Zukunft nicht in Wladimir Putins autoritärem Reich sieht, sondern in der Buntheit der Europäischen Union, ist ihr gutes Recht.
Der Weg ist noch weit. Die neue Regierung muss sich erst beweisen. Aber das Volk hat entschieden. Das ist zu akzeptieren.