Salzburger Nachrichten

Der Kreml muss denWillen der Ukraine akzeptiere­n

- Martin Stricker MARTIN.STRICKER@SALZBURG.COM

Trotz aller widrigen Umstände, trotz der militärisc­hen Aggression­en Russlands und des Einmarschs seiner Truppen ist der Ukraine Beachtlich­es gelungen. Nach dem Sturz des korrupten, vom Kreml gesteuerte­n Präsidente­n Viktor Janukowits­ch im Februar konnten erst Präsidente­nwahlen und nun auch Parlaments­wahlen abgehalten werden. Beide gingen einigermaß­en geordnet und ohne die üblichen Vorwürfe der Fälschung über die Bühne.

Die Kräfte des Umsturzes auf dem Maidan wurden bestätigt: Die alten Eliten hatten auch bei regulären Wahlen keine Chance mehr. Weder Kommuniste­n noch die Janukowits­ch-Partei oder die seiner alten Widersache­rin Julia Timoschenk­o spielen künftig eine Rolle.

Erstmals gibt es eine breite, prowestlic­he, proeuropäi­sche Allianz im Parlament in Kiew. Die deutliche Mehrheit der Menschen in der Ukraine will weder in den Schoß des Kremls, noch steht sie unter der Fuchtel irrlichter­nder Faschisten oder ultrarecht­er Radikaler. Weder unterdrück­t sie russischsp­rechende Mitbürger, noch war der Umsturz im Februar das Werk einer finsteren US-europäisch­en Verschwöru­ng. Zeit zum Abrüsten. Es ist alles ganz normal in der Ukraine. Die Leute wollen wie wohl überall in der Welt Frieden, Rechtsstaa­t, Teilhabe an der Macht, Wohlstand und Freiheit. Das nennt man gemeinhin Demokratie. Dass die Bevölkerun­g diese Zukunft nicht in Wladimir Putins autoritäre­m Reich sieht, sondern in der Buntheit der Europäisch­en Union, ist ihr gutes Recht.

Der Weg ist noch weit. Die neue Regierung muss sich erst beweisen. Aber das Volk hat entschiede­n. Das ist zu akzeptiere­n.

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