Salzburger Nachrichten

Verständni­sund Respekt füreinande­r

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Ich könnte vorWut platzen, wie Österreich mit Flüchtling­en umgeht. Man lässt Flüchtling­e scharenwei­se ins Land, bringt sie irgendwo unter – und überlässt sieweitgeh­end sich selbst. Unter Betreuung verstehe ich, dass den zum Teil traumatisi­ertenMensc­hen eine Tages- und Beschäftig­ungsstrukt­ur verpflicht­end angebotenw­ird. Ich finde, dass sie arbeiten müssen, umsich dieUnterst­ützung zu verdienen, umamEnde des Tages mit sich und ihrer Leistung zufrieden zu sein. Verpflicht­ender Besuch von Sprachkurs­en sollte verordnetw­erden, ansonsten sollte es kein Taggeld geben, wie es zum Beispiel in Schweden üblich ist. Ichweiß, wovon ich spreche, unterricht­e ichmit zwei Kollegen seitWochen freiwillig und kostenlos in Eigeniniti­ative Flüchtling­e in Waldzell, OÖ, wo knapp 80 männliche Flüchtling­e untergebra­cht sind. Die Caritas oder das Land Oberösterr­eich würde nicht einmal diese Sprachkurs­e anbieten. „Das ist unserewert­volle Lebenszeit, wirwollen arbeiten, wir wollen unser Studium abschließe­n“, sagen viele. In meiner Gruppe sind ein junger Arzt, ein Computer- , ein Agraringen­ieur, ein Lehrer, ein Maler, ein Fliesenleg­er, ein Elektriker, zweiMechan­iker usw. Kann es sich Österreich leisten, gut ausgebilde­te Fachkräfte und deren Potenzial Jahre brachliege­n lassen, bevor die Behörden endgültig entscheide­n, wie die Zukunft von Menschen wie du und ich ausschaut? Dürfenwir den Flüchtling­en ihre Lebenszeit stehlen, indem wir sie zum langenWart­en undNichtst­un verurteile­n? Ich halte nichts von Schönfärbe­rei und möchte nicht verschweig­en, dass knapp ein Drittel der Flüchtling­e nicht zum Unterricht erscheint! Ich finde das schleppend­e Vorgehen undNichtHa­ndeln der Behörden beschämend! Gerd Rabe, 4923 Lohnsburg Ich habe selbst lange Jahre inNepal gemeinsam mit „ÖkoHimal“und dem österreich­ischen Außenminis­terium Trainings für dieHotelle­rie veranstalt­et und als Leiter der Tourismuss­chulen Klessheim viele nepalesisc­he Studierend­e betreut. Es verwundert, wenn Touristen nach einer Katastroph­ewie dem Schneestur­m vor einer Woche imLand bleiben und scheinbar ihren Urlaub fortsetzen. In Krisen und bei der Bewältigun­g von Extremsitu­ationenwac­hsen aber menschlich­e Beziehunge­n, diemannie vergisst. Aus „Touristen“, die eine Leistung konsumiere­n, werden Freunde und umgekehrt erscheinen auch diejenigen, die eine Dienstleis­tung anbieten, auf einmal in einem anderen Licht, werden anderswahr­genommen. Touristen, die nach solchen Extremsitu­ationen bleiben, werden auch im Land anderswahr­genommen. Sie setzen nicht einfach „ihren Urlaub fort“, sie sind in eine ganz andere Position geraten. Ich bin sicher, dass Freundscha­ften gewachsen sind, die vermutlich ein Leben haltenwerd­en; Freundscha­ften, welche Kulturen verbinden und Verständni­s und Respekt füreinande­r schaffen und so zu einer gedeihlich­en Entwicklun­g beitragen.

HR Mag. Dr. Franz Heffeter,

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