„Unglaublich, was hier passiert“
Es war eine Demontage ohne Zeugen. Barbara Unterkofler (Neos) ist das Thema Hallenbad los. Sie will nun die Gemeindeaufsicht einschalten.
Schon vorher ist allen klar, dass das Ganze peinlich wird. Vor dem Stadtsenat imZimmer 200 des Schlosses Mirabell ist amMontag keiner der Teilnehmer besonders entspannt. Punkt eins der Tagesordnung sieht vor, dass die „Stadtregierung“eines ihrer Mitglieder demontiert – und Baustadträtin Barbara Unterkofler (Neos) für denNeubaudes Hallenbads nicht mehr zuständig ist.
Den drei mächtigen Männern der Stadtpolitik ist ein gewisses Unbehagen anzusehen. Heinz Schaden (SPÖ) kommt, wie es sich für den Chef gehört, erst eine Minute vor Sitzungsbeginn und mit eingezogenem Kopf. Auch ÖVP-Stadtvize Harald Preuner und Planungsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) scheinen „diese Sache“einfach nur hinter sich bringen zu wollen. Der Magistratsdirektor lächelt ungern für ein Foto. Der Chef der städtischen Immobiliengesellschaft bittet herzlich, gar nichts sagen zu müssen. Der Vergabeexperte der Stadt will seinen Namen auf keinen Fall in der Zeitung lesen.
Kein Wunder: Über die Entmachtung ihrer unerfahrenen Politikerkollegin war das Triumvirat in ein regelrechtes PR-Debakel geschlittert. „David gegen drei Goliaths“lautete seither dasMotto – und der Montag hätte Bar-
Krise um das Hallenbad bara Unterkoflers großer Auftritt werden sollen.
Wie ein Popstar wird dieNeosChefin geblitzt und gefilmt, Unterkofler ist sichtlich die Einzige, die den Moment genießt. Oder das zumindest glaubhaft simuliert. Vier Seiten lang ist ihre vorbereitete Rede.
Die hätte der Bürgermeister gern ganz vermieden. „Punkt eins laut Amtsvorschlag?“, spricht Schaden beiläufig. Und will die Entmachtung der Neos-Frau schon durchwinken. Doch die steht auf und beginnt zu reden. Schaden: „Sie können sitzen bleiben. Das ist ja keine Gerichtsverhandlung.“Unterkofler: „Da habe ich meine Zweifel.“
Die Baustadträtin hat ein paar Sätze gesprochen, als sie jene Jury anspricht, welche nun schon zwei Mal versucht hat, ein Siegerprojekt zum Hallenbad zu ermitteln. Dieses Juryverfahren unterliegt allerdings der Verschwiegenheit. Was der Bürgermeister zum Anlass nimmt, den Saal räumen zu lassen. „Das war nur der eine Satz zu dem Thema. Da kommt gar nichts mehr“, protestiert Unterkofler. „Nein, nein, Sie reden über den Jurywettbewerb. Ichmuss dieNicht-Öffentlichkeit herstellen“, kontert Schaden. Als Zuseher, Beamte und Journalisten aus dem Raum trotten, hat besagte Peinlichkeit ihren Höhepunkt erreicht. Johann Padutsch vergräbt das Gesicht schmunzelnd in den Handflächen.
Damit gehen die Sitzung, der Beschluss und der Machtentzug