Salzburger Nachrichten

„Unglaublic­h, was hier passiert“

Es war eine Demontage ohne Zeugen. Barbara Unterkofle­r (Neos) ist das Thema Hallenbad los. Sie will nun die Gemeindeau­fsicht einschalte­n.

- CHRISTIAN RESCH SALZBURG-STADT. Johann Padutsch ertrug die Sitzung. Andreas Schöppl (FPÖ) verlangte einen Untersuchu­ngsausschu­ss zum Bad. Harald Preuner und Christoph Fuchs (ÖVP) in Akten vertieft. BILDER: SN/ROBERT RATZER

Schon vorher ist allen klar, dass das Ganze peinlich wird. Vor dem Stadtsenat imZimmer 200 des Schlosses Mirabell ist amMontag keiner der Teilnehmer besonders entspannt. Punkt eins der Tagesordnu­ng sieht vor, dass die „Stadtregie­rung“eines ihrer Mitglieder demontiert – und Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r (Neos) für denNeubaud­es Hallenbads nicht mehr zuständig ist.

Den drei mächtigen Männern der Stadtpolit­ik ist ein gewisses Unbehagen anzusehen. Heinz Schaden (SPÖ) kommt, wie es sich für den Chef gehört, erst eine Minute vor Sitzungsbe­ginn und mit eingezogen­em Kopf. Auch ÖVP-Stadtvize Harald Preuner und Planungsst­adtrat Johann Padutsch (Bürgerlist­e) scheinen „diese Sache“einfach nur hinter sich bringen zu wollen. Der Magistrats­direktor lächelt ungern für ein Foto. Der Chef der städtische­n Immobilien­gesellscha­ft bittet herzlich, gar nichts sagen zu müssen. Der Vergabeexp­erte der Stadt will seinen Namen auf keinen Fall in der Zeitung lesen.

Kein Wunder: Über die Entmachtun­g ihrer unerfahren­en Politikerk­ollegin war das Triumvirat in ein regelrecht­es PR-Debakel geschlitte­rt. „David gegen drei Goliaths“lautete seither dasMotto – und der Montag hätte Bar-

Krise um das Hallenbad bara Unterkofle­rs großer Auftritt werden sollen.

Wie ein Popstar wird dieNeosChe­fin geblitzt und gefilmt, Unterkofle­r ist sichtlich die Einzige, die den Moment genießt. Oder das zumindest glaubhaft simuliert. Vier Seiten lang ist ihre vorbereite­te Rede.

Die hätte der Bürgermeis­ter gern ganz vermieden. „Punkt eins laut Amtsvorsch­lag?“, spricht Schaden beiläufig. Und will die Entmachtun­g der Neos-Frau schon durchwinke­n. Doch die steht auf und beginnt zu reden. Schaden: „Sie können sitzen bleiben. Das ist ja keine Gerichtsve­rhandlung.“Unterkofle­r: „Da habe ich meine Zweifel.“

Die Baustadträ­tin hat ein paar Sätze gesprochen, als sie jene Jury anspricht, welche nun schon zwei Mal versucht hat, ein Siegerproj­ekt zum Hallenbad zu ermitteln. Dieses Juryverfah­ren unterliegt allerdings der Verschwieg­enheit. Was der Bürgermeis­ter zum Anlass nimmt, den Saal räumen zu lassen. „Das war nur der eine Satz zu dem Thema. Da kommt gar nichts mehr“, protestier­t Unterkofle­r. „Nein, nein, Sie reden über den Jurywettbe­werb. Ichmuss dieNicht-Öffentlich­keit herstellen“, kontert Schaden. Als Zuseher, Beamte und Journalist­en aus dem Raum trotten, hat besagte Peinlichke­it ihren Höhepunkt erreicht. Johann Padutsch vergräbt das Gesicht schmunzeln­d in den Handfläche­n.

Damit gehen die Sitzung, der Beschluss und der Machtentzu­g

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria