Salzburger Nachrichten

Aus Feinden wurden Freunde

„Stille Nacht“hat 1914 zu einer kurzen Waffenpaus­e im Weltkrieg geführt.

- STEFAN VEIGL LAMPRECHTS­HAUSEN. Fr. bis So. 14 bis 17 Uhr; von30. 11. bis 11. 1. 2015 täglich geöffnet. FürGruppen­auch außerhalb dieser Zeiten. Anmeldung: 0664/15 89 4 00 bzw. OFFICE@STILLENACH­TARNSDORF.AT Hiltrud Oman und Max Gurtner (r.) mit einer Sold

Ein echtes Weihnachts­wunder mit Salzburger Beteiligun­g. Das hat sich am Heiligen Abend 1914 zugetragen. Schauplatz waren die Schützengr­äben um Ypern (Belgien). Tausende kriegsmüde Soldaten lagen dort: Belgier, Franzosen und Briten auf der einen und Deutsche auf der anderen Seite. Oft nur 50Meter auseinande­r. Leichen imNiemands­land dazwischen blieben tagelang liegen.

„Begonnen hat es mit dem Singen von Weihnachts­liedern durch deutsche Soldaten“, erzählt Hiltrud Oman, Obfrau des Stille-Nacht-Museums Arnsdorf. Mit dabei das schon damals weltbekann­te „Stille Nacht“. Die Briten hörten zu – und applaudier­ten. „Denn auch sie und die Franzosen haben das Lied gekannt“und antwortete­n mit den Strophen in ihrer Sprache, weiß Omans Stellvertr­eter Franz Pfaffinger. Nach und nach wurden die Waffen niedergele­gt. Irgendwann war es so weit, und der erste Soldat verließ unbewaffne­t seinen Graben und überbracht­e Weihnachts­grüße an die vormaligen Feinde.

Es folgten echte Verbrüderu­ngsszenen. Museums-Kustos Max Gurtner: „Die wurden auf Fotos festgehalt­en und schafften es bis auf die Titelblätt­er britischer Zeitungen.“Laut Tagebuchei­ntragungen deutscher und britischer Offiziere wurden bis zum 26. Dezember sogar drei Bierfässer von sächsische­n Soldaten an die Briten verschenkt. Diese revanchier­ten sich mit Christmas-Puddings. Historiker­n zufolge war der Weihnachts­frieden ein Großereign­is: 100.000 Soldaten dürften daran beteiligt gewesen sein. Sie sprachen miteinande­r, teilten Zigaretten und

Schokolade und zeigten sich Fotos ihrer Angehörige­n. „Sogar informelle Fußballspi­ele dürfte es zwischen den Schützengr­äben gegeben haben“, sagt Gurtner.

Im Arnsdorfer Museum will man nun diesem Ereignis der Weltgeschi­chte gedenken: Seit vergangene­m Samstag läuft die Sonderauss­tellung „1914: Stille Nacht – Friedensli­ed im Schützengr­aben“. Zu sehen sind neben Lebensmitt­elmarken und Originalge­schirr mit militärisc­hen Motiven unzählige Weihnachts­und Feldpostka­rten aus dem Kriegswint­er 1914. Viele wurden von Flachgauer Soldaten an ihre Lieben zu Hause geschickt. Höhepunkt der Ausstellun­g ist ein vom Museumsver­ein produziert­er Kurzdokume­ntarfilm, in dem die Entstehung des Weihnachts­friedens nachgezeic­hnet wird.

Öffnungsze­iten:

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BILDER: SN/VEIGL, OMAN
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