Salzburger Nachrichten

Wie man mit einer Politik zwei Mal Schaden anrichtet

Die Regionalba­nken in Österreich und das Bankennetz in Osteuropa sind gefährdet. Wen kümmert’s?

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Die wichtige Rolle der Regionalba­nken wird in dem Trubel, der den Finanzbere­ich beherrscht, vergessen. Sparkassen, Raiffeisen­banken und Volksbanke­n sind für den Erfolg der Wirtschaft in den Regionen entscheide­nd. Damit sei nicht die Leistung der anderen Kreditinst­itute geschmäler­t, damit sei aber betont, dass die Bedeutung der kleinen, selbststän­digen Institute nicht unterschät­zt werden darf.

Genau dies geschieht aber derzeit. Das prominente­ste Beispiel ist an der Entwicklun­g der Volksbanke­n zu beobachten. Zur Debatte steht die Fusion der Institute zu einigen wenigen Kreditunte­rnehmungen, die zudem den Weisungen einer Zentralorg­anisation zu folgen haben. Weniger prominent, aber in die gleiche Richtung weist die Entwicklun­g bei Raiffeisen und bei den Sparkassen. Die Eigenständ­igkeit und somit die Verankerun­g der Banken in der Region werden auf diese Art infrage gestellt.

Betrieben wird diese Entwicklun­g derzeit von der Finanzmark­taufsicht über Wunsch der Politik. Man handelt unter dem Schock der Verluste, die bei der Hypo Alpe Adria aufbrechen und vom Steuerzahl­er zu finanziere­n sind: Das Motto lautet „der Steuerzahl­er soll nicht mehr zur Kasse gebeten werden“.

Weil die Zentralins­titute bei Raiffeisen, den Sparkassen und den Volksbanke­n mit Verlusten in Osteuropa zu kämpfen haben, fürchtet sich nun die Politik vor weiteren Belastunge­n. Also sollen die kleinen Institute für die Zentralen einspringe­n. Das Kapital der kleinen Banken sichert aber zumeist nur das regionale Geschäft ab, überschüss­ige Mittel für die Zentralen sind kaum verfügbar und reichen zudem nicht, um Milliarden abzudecken.

Auf diese Weise wird die Wirtschaft in den Regionen geschwächt, ohne dass die Probleme der Zentralen gelöst werden. Der Schaden trifft alle, also die vermeintli­ch geschützte­n Steuerzahl­er. Angesichts der Flaute müsste man viel- mehr alles unternehme­n, um die Regionalba­nken nachhaltig zu stärken.

Die Verluste in Osteuropa mit dem Kartenhaus der Hypo Alpe Adria zu vergleiche­n ist unzulässig. Das in den vergangene­n Jahren im Osten aufgebaute Netz ist ein entscheide­nder Beitrag zum langfristi­gen Erfolg der österreich­ischen Wirtschaft in diesem Wachstumsm­arkt. Diese Basis sollte man nicht aufgeben, weil derzeit eine schwierige Phase zu bewältigen ist. Der Staat wäre im Interesse der Volkswirts­chaft gut beraten, den Banken bei der Überwindun­g der Probleme im Osten zu helfen. Leider sieht man nur, dass die Banken in einer Art Goldrausch enorme Fehler gemacht haben, und denkt über Strafen nach.

Nun droht die Schwächung der regionalen Wirtschaft in Österreich und die Verringeru­ng der Präsenz in Osteuropa.

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Ronald Barazon

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