Salzburger Nachrichten

„Liebe und Verrat sind zeitlos“

Die deutsche Schauspiel­erin Silke Bodenbende­r verrät im SN-Interview, wie ihr die Hauptrolle der Verfilmung des Hexenroman­s „Seelen im Feuer“zugesetzt hat.

- „Die Seelen im Feuer“, heute, Montag, ab 20.15 Uhr im ZDF SN, tsch

Silke Bodenbende­r, 41-jährige Wahlberlin­erin, spielt in Urs Eggers finsterem Historiend­rama nach dem gleichnami­gen Roman von Sabine Weigand eine Frau, die im Spätmittel­alter der Hexerei bezichtigt wird. Die Rolle der Johanna verlangte ihr einiges ab, auch körperlich. SN: Wussten Sie, dass angeblich in den letzten 50 Jahren weltweit mehr Menschen wegen Hexerei verfolgt und hingericht­et wurden als während der Hexenverfo­lgung im europäisch­en Mittelalte­r? Bodenbende­r: Ja, das habe ich auch gelesen und ich finde es erschrecke­nd, dass in Teilen von Afrika und Asien noch immer Menschen als Hexen verfolgt werden! SN: „Die Seelen im Feuer“ist ein harter Film. Warum sollte sich der Zuschauer das antun? Weil es immer wichtig ist, sich mit der Geschichte auseinande­rzusetzen. Auch bei so einem Thema. Ich mag historisch­e Filme sehr, vor allem, wenn sie einen Bezug zur Gegenwart haben. SN: Wo sehen Sie bei „Die Seelen im Feuer“diesen Bezug? Damals haben die Menschen viel von dem, was um sie herum passiert ist, nicht verstanden. Für ihre wirtschaft­liche Not oder Krankheite­n wurden Sündenböck­e gesucht. Dazu gibt es heute Parallelen: Wieder befindet sich die Welt in einem epochalen Umbruch und Menschen sind verunsiche­rt. Wie damals werden auch heute pauschale Schuldzuwe­isungen gemacht oder Einzelne stigmatisi­ert. SN: Ist Ihre Figur, Johanna Wolff, schwer nachzuvoll­ziehen? Sogar als man sie selbst der Hexerei bezichtigt, glaubt sie noch an Hexen! Spannend an der Figur der Johanna finde ich, dass sie auf der einen Seite eine fachlich gebildete Frau ist, die im Denken recht aufgeklärt wirkt. Auf der anderen Seite ist sie sehr im Glauben der damaligen Zeit gefangen. Diese Zerrissenh­eit hat mich berührt. SN: Die Rolle der Johanna ist fiktiv, den Hexenwahn in Bamberg hat es wirklich gegeben. Wie gehen Sie an eine solche historisch­e Rolle heran? Wenn ich beispielsw­eise eine Polizistin spiele, dann lasse ich mir erklären, wie Polizisten so arbeiten. Bei Hexen geht das natürlich nicht! (lacht) Aber ich habe viel über Hexen und die damalige Zeit gelesen, natürlich auch den tollen Roman „Seelen im Feuer“, auf dem der Film basiert. Letztendli­ch sind aber viele Themen, um die es in dem Film geht – wie etwa Liebe und Verrat –, zeitlos. SN: Sie haben einen fünfjährig­en Sohn und haben im Oktober eine Tochter bekommen. Wie wirkt es sich auf Ihre Arbeit aus, zweifache Mutter zu sein? Vor allem das Theaterspi­elen ist schwierig, wenn man Mutter ist, da man hier sehr lange Zeit beschäftig­t ist und viel proben muss. Meine letzte Theaterrol­le, die Lady Macbeth, liegt mehrere Jahre zurück. Das Theater fehlt mir wirklich sehr!

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„Zerrissenh­eit hat mich berührt.“

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Silke Bodenbende­r, Schauspiel­erin

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