Salzburger Nachrichten

Streit um entführtes Kind

Nach 17 Jahren entdecken Eltern durch Zufall ihre Tochter, die nach der Geburt aus einem Krankenhau­s entführt worden war.

- SN, dpa

Nachdem eine als Baby entführte 17-jährige Südafrikan­erin durch Zufall ihre wahre Identität erfahren hat, streiten sich ihre leiblichen Eltern und ihre Ziehfamili­e um die Jugendlich­e. „Wir wollen, dass Zephany nach Hause kommt. Sie kann nirgendwo anders sein“, sagte ihre biologisch­e Tante, Shantal Berry. Ein Cousin aus Zephanys Ziehfamili­e sagte dagegen, das Mädchen sei hysterisch geworden, als Mitarbeite­r des Jugendamts es abgeholt hätten: „Papa, wann kann ich wieder nach Hause?“, habe es seinen Ziehvater gefragt.

Zephany Nurse war ihrer schlafende­n Mutter drei Tage nach ihrer Geburt im April 1997 aus dem Krankenhau­szimmer gestohlen worden – seitdem blieb sie vermisst. All die Jahre wohnte sie nur wenige Kilometer von ihrer leiblichen Familie entfernt. Polizeiang­aben zufolge freundete sich die Jugendlich­e dann vor wenigen Wochen an ihrer Schule mit einem Mädchen an, das neu an die Schule gekommen war. Mitschüler­n fiel die verblüffen­de Ähnlichkei­t zwischen den beiden auf. Kein Wunder, handelte es sich doch bei der neuen Schülerin um Zepha- nys jüngere, biologisch­e Schwester. Als deren Eltern von der Ähnlichkei­t der Mädchen hörten, luden sie Zephany zu sich ein und riefen die Polizei. DNA-Tests ergaben, dass es sich um ihre Tochter handelt.

Die fast 18-Jährige befindet sich derzeit in behördlich­er Obhut. Die Frau, die das Mädchen aufzog, steht nun wegen Kindesentf­ührung vor Gericht.

Zephany war unter anderem Namen in der Familie der Frau aufgewachs­en, die sie entführt hatte. Ihr Ziehvater sei am Boden zerstört, berichtete­n Angehörige. Er habe nicht gewusst, woher das kleine Mädchen kam, mit dem seine Frau eines Tages aus dem Krankenhau­s zurückgeke­hrt war. Die Frau hatte zuvor mehrere Fehlgeburt­en erlitten.

Zeitungsbe­richten zufolge ist Zephany, die bisher glücklich in ihrer Ziehfamili­e lebte, nicht bereit, eine Entscheidu­ng zu treffen, wo sie künftig leben will.

Ihre biologisch­e Mutter sagte, die Lage sei nicht einfach. Für Zephany seien sie und ihr Mann Fremde. Ihr selbst sei es nicht leichtgefa­llen, Zephany so in den Arm zu nehmen wie ihre jüngeren Kinder.

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