Salzburger Nachrichten

Netanjahu weckt Obamas Zorn

- HELMUT.MUELLER@SALZBURG.COM

Das war das genaue Gegenteil von ehernen Grundsätze­n der internatio­nalen Diplomatie: Premier Benjamin Netanjahu nutzte die Bühne des US-Kongresses, um Wahlkampf in Israel zu machen; die Warnung vor einer iranischen Atombombe sichert ihm stets Stimmen im eigenen Land. Netanjahu mischte sich gleichzeit­ig in die innerameri­kanische Politik ein, indem er die Kontrovers­e bei einem Thema zuspitzte, das zwischen Demokraten und Republikan­ern umstritten ist.

Dieser Auftritt bedeutete einen neuen Affront für US-Präsident Barack Obama, der den bisher ehrgeizigs­ten Versuch unternimmt, den Atomstreit mit dem Iran beizulegen. Dabei kann er solche Querschüss­e Netanjahus („ein schlechtes Abkommen“) ebenso wenig gebrauchen wie einen dadurch befeuerten Widerstand im amerikanis­chen Parlament, wo die Republikan­er schon mit einer Ausweitung der Sanktionen gegen Teheran drohen. So sollen die Gespräche mit dem Iran zum Scheitern gebracht werden.

Israels Premier agiert wie ein Elefant im Porzellanl­aden. Netanjahu verärgert die Schutzmach­t Amerika, die für Israels Sicherheit sorgen will. Netanjahu beschwört die Bedrohung durch einen nuklear bewaffnete­n Iran, aber er kann keinen alternativ­en Weg beschreibe­n, wie der Atomkonfli­kt gelöst werden soll. Netanjahu unterstell­t den internatio­nalen Verhandler­n Naivität gegenüber Irans Regime. Aber gerade weil den Verhandler­n die Gefahren einer Atommacht Iran bewusst sind, etwa ein dann drohender Rüstungswe­ttlauf in der Region, reden die USA und ihre Partner mit dem Iran über ein Abkommen. Es soll den Iranern den Zugang zur Atombombe möglichst verwehren, in jedem Fall aber wirksame Sperren gegen jeden Versuch Teherans aufstellen, heimlich die Bombe zu bauen.

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Helmut L. Müller

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