„Ich liebe immer noch, was ich mache“
Reisestress: Bevor es für Anna Fenninger heute schon wieder nach Schweden geht, nahm sie sich Zeit für ein SN-Exklusivinterview.
Anna Fenninger ist die Frau der Stunde im Ski-Weltcup. Vor den finalen Rennen nahm sie sich noch Zeit für ein SN-Interview. Darin sieht sie trotz des Drucks keinen Grund zum Jammern. „Ich liebe ja immer noch, was ich mache.“
Sonntag noch Rang drei im Super G von Garmisch-Partenkirchen, dann Sponsortermine in München und heute geht es für Anna Fenninger schon wieder zur Weltcup-Fortsetzung nach Åre (SWE), wo es Freitag mit einem Nacht-Riesentorlauf weitergeht.
In der knapp bemessenen Zeit dazwischen nahm sich Anna Fenninger noch Zeit für ein SN-Interview. SN: Wie sehr bedauern Sie angesichts Ihrer jetzigen Topform, dass der Weltcup in zwei Wochen schon zu Ende geht? Fenninger: Die Form ist sehr gut, aber ich merke jetzt auch, dass es ein langer Winter war und dass es jetzt an die Substanz geht. Mir hilft es natürlich, dass es jetzt noch um etwas geht, dass ich noch Chancen auf die große und einige kleine Kugeln habe. Aber das ist nicht das Wichtigste, denn meine Einstellung ist eine andere: Ich liebe ja immer noch, was ich mache, warum soll ich also über irgendetwas jammern? SN: Schon im Vorjahr waren Sie im Saisonfinish unschlagbar. Woher kommt dieser unglaubliche Fokus, wenn allen anderen schon die Kraft ausgeht? Man wächst halt auch mit der Aufgabe und der Herausforderung. Bei mir ist das zumindest so. Wenn dann noch der Erfolg dazukommt, bestätigt das meinen Weg. Aber wie gesagt, wenn man noch um einen Titel kämpft, hilft das natürlich in der jetzigen Saisonphase. SN: Ihre Konkurrentin Tina Maze hat sich zuletzt mit Sauna und Wellness auf das Weltcup-Finish vorbereitet, brauchen Sie denn nie eine Pause? Oh doch und ich nehme mir auch diese Zeit, aber ich gehe halt nicht baden, sondern bin lieber zu Hause. Bei so einem dichten Kalender lernt man sehr schnell, mit seiner Zeit gut umzugehen. SN: Sie liegen im Gesamtweltcup nur 44 Punkte hinter Tina Maze, haben Chancen auf drei Disziplinen-Kugeln – und dennoch vermute ich, dass der Riesentorlauf-Weltcup eine besondere Bedeutung für Sie hat? Ja, das stimmt, weil ich auch so viel in den Riesentorlauf investiert habe. Aber es wäre jetzt unfair, die eine Kugel gegen die andere auf- oder abzuwerten. Allein der Umstand, dass ich noch so viele Chancen habe, ist super. Wenn es der Gesamtweltcup wird, dann ist das natürlich ganz toll, wenn dann noch eine zweite oder dritte Kugel dazukommt, dann muss ich wahrscheinlich ohnehin ausflippen. SN: In den letzten zwei Jahren haben Sie mit Olympiasieg, Weltcupsieg und zwei WM-Titeln eigentlich alles gewonnen. Hilft Ihnen das oder erhöht das nur die Erwartungen? Das hilft, denn ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Ich habe in den letzten beiden Jahren fast alles erreicht, ich bin auch schon Gesamtweltcupsiegerin geworden. Wenn es heuer mit der großen Kugel nicht klappt, dann weiß ich, dass ich diese Kugel ja ohnedies schon einmal daheim stehen habe. SN: Wird man Sie im Finish noch auf den für Sie eher ungewohnten Slalomski sehen? Das weiß ich noch nicht. In Åre eher nicht, und Méribel ist zwar schon nächste Woche, aber für mich noch so weit weg, dass ich nicht weiß, was ich dort mit dem Slalom machen werde. SN: Noch ein Blick zurück zur WM in die USA: Was war da rückblickend der emotionalste Moment für Sie? Als ich mit Gold im Super G abgeschwungen habe und meinen Freund Manuel im Zielraum getroffen habe. Das war einfach ein schöner Moment. Der kommt mir in den Sinn, wenn ich an Beaver Creek 2015 denke.