Die Mörderin aus Leidenschaft
Ein Erlebnis: „Lady Macbeth von Mzensk“in der Wiener Staatsoper.
WIEN. Stalins brüske Ablehnung der Oper „Lady Macbeth von Mzensk“brachte den Komponisten Dmitri Schostakowitsch 1936 in eine lebensbedrohliche Situation. Der Aufbruch in neue Freiheiten in emanzipatorischer Hinsicht, die Parodie auf eine korrupte Polizei, die Brutalitäten eines öden Lebens in einer Kleinstadt passten nicht ins Bild sowjetischer Kunstauffassung. Dass in der nach 2009 wieder aufgenommenen Produktion der Wiener Staatsoper eine gestürzte Stalinbüste an der Rampe liegt, wirkt wie eine späte Genugtuung.
Während bei anderen Wiederaufnahmen ein Video reicht, hat diesmal Regisseur Matthias Hartmann erneut mitgearbeitet. Es hat sich gelohnt, seine lakonisch-realistische Szenenfolge der russischen Sex-and-Crime-Geschichte scheint geschärft, die Figuren sind in ihren Bedrängnissen gut gezeichnet. Und vor allem ausgezeichnet besetzt: Angela Denoke, deren Ehebett kalt bleibt, verfällt als Kaufmannsgattin Katerina Ismailowa dem handfesten Arbeiter Sergej (Misha Didyk), vergiftet ihren lüstern-tyrannischen Schwiegervater Boris (Idealbesetzung Kurt Rydl) und ermordet gemeinsam mit Sergei ihren Gatten Sinowi (Marian Talaba). Das bringt das Paar nach Sibirien.
Angela Denoke zieht trotz der mörderischen Geschichte mit ausdrucksstarkem Sopran und eindringlich gezeichnetem Gefühlsleben die Sympathien auf sich. Auch der souveräne, beflügelte Dirigent Ingo Metzmacher und das Staatsopernorchester in großer Form erzielen Jubel mit ihrer atemberaubenden Schostakowitsch-Interpretation.
Oper: