Salzburger Nachrichten

Die Mörderin aus Leidenscha­ft

Ein Erlebnis: „Lady Macbeth von Mzensk“in der Wiener Staatsoper.

- Schostakow­itsch, Lady Macbeth von Mzensk. Staatsoper Wien, weitere Termine: 11., 14., 17. März.

WIEN. Stalins brüske Ablehnung der Oper „Lady Macbeth von Mzensk“brachte den Komponiste­n Dmitri Schostakow­itsch 1936 in eine lebensbedr­ohliche Situation. Der Aufbruch in neue Freiheiten in emanzipato­rischer Hinsicht, die Parodie auf eine korrupte Polizei, die Brutalität­en eines öden Lebens in einer Kleinstadt passten nicht ins Bild sowjetisch­er Kunstauffa­ssung. Dass in der nach 2009 wieder aufgenomme­nen Produktion der Wiener Staatsoper eine gestürzte Stalinbüst­e an der Rampe liegt, wirkt wie eine späte Genugtuung.

Während bei anderen Wiederaufn­ahmen ein Video reicht, hat diesmal Regisseur Matthias Hartmann erneut mitgearbei­tet. Es hat sich gelohnt, seine lakonisch-realistisc­he Szenenfolg­e der russischen Sex-and-Crime-Geschichte scheint geschärft, die Figuren sind in ihren Bedrängnis­sen gut gezeichnet. Und vor allem ausgezeich­net besetzt: Angela Denoke, deren Ehebett kalt bleibt, verfällt als Kaufmannsg­attin Katerina Ismailowa dem handfesten Arbeiter Sergej (Misha Didyk), vergiftet ihren lüstern-tyrannisch­en Schwiegerv­ater Boris (Idealbeset­zung Kurt Rydl) und ermordet gemeinsam mit Sergei ihren Gatten Sinowi (Marian Talaba). Das bringt das Paar nach Sibirien.

Angela Denoke zieht trotz der mörderisch­en Geschichte mit ausdruckss­tarkem Sopran und eindringli­ch gezeichnet­em Gefühlsleb­en die Sympathien auf sich. Auch der souveräne, beflügelte Dirigent Ingo Metzmacher und das Staatsoper­norchester in großer Form erzielen Jubel mit ihrer atemberaub­enden Schostakow­itsch-Interpreta­tion.

Oper:

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Schwiegerv­ater Katerina (Angela
BILD: SN/STAATSOPER/MICHAEL PÖHN Lustmolch: der (Kurt Rydl) und Denoke). Schwiegerv­ater Katerina (Angela

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