Salzburger Nachrichten

Vorerst kein Geld für Griechenla­nd

Den Finanzmini­stern der Eurozone sind die Reformvors­chläge der Griechen zu vage. Sie pochen auf die Umsetzung der Maßnahmen und deren Kontrolle und halten die Auszahlung von Finanzhilf­en zurück.

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Zusammenar­beit zwischen Griechenla­nd und den Institutio­nen quasi still. Seitdem die Eurogruppe vor knapp zehn Tagen die Reformlist­e der Griechen akzeptiert und damit das Hilfsprogr­amm verlängert hat, ist wenig passiert, um die Reformplän­e umzusetzen. Es müsse Gespräche auf technische­r Ebene mit den Institutio­nen geben, damit die von Griechenla­nd vorgeschla­genen Maßnahmen implementi­ert und in Gesetzesvo­rschläge gegossen werden können, sagte EU-Kommissar Pierre Moscovici am Montag vor dem Treffen der Eurogruppe.

Die Basis für das weitere Vorgehen sei laut Moscovici jene Liste, die von der Eurogruppe vor eineinhalb Wochen angenommen wurde. Am Wochenende hatte der griechisch­e Finanzmini­ster Yanis Varoufakis erneut eine Liste mit Reformvors­chlägen an Eurogruppe­nchef Dijsselblo­em gesandt. Sieben Reformen, die laut dem Schreiben bereits in der ersten Liste vorkommen, sind darin detaillier­ter beschriebe­n.

Um säumige Bürger zum Zahlen ihrer Steuerschu­ld zu motivieren, sollen alle, die noch im März zahlen, einen Nachlass bekommen. Insgesamt belaufen sich die Steuerrück­stände der Griechen auf 76 Mrd. Euro, nur 8,9 Mrd. davon sind laut Regierung einziehbar. Im Kampf gegen Steuerbetr­ug sollen normale Bürger, etwa Hausfrauen und Studenten, als Steuerinsp­ektoren fungieren. Bezahlt auf Stundenbas­is, könnten sie in Servicebet­rieben prüfen, ob Rechnungen ausgestell­t werden. Weiter konkretisi­ert wurden die erhofften Einnahmen aus Lizenzen für Glücksspie­l oder den Aufbau eines Budgetrate­s.

Eurogruppe­nchef Jeroen Dijsselblo­em wertete den jüngsten Brief aus Athen als „willkommen­en Beitrag“, den er den Institutio­nen weitergele­itet habe. Für eine Auszahlung von Hilfsgelde­rn reiche das aber nicht. Die echten Gespräche zur Umsetzung der Reformvers­prechen hätten noch nicht begonnen, es gebe noch keine Implementi­erung. Dijsselblo­em mahnte daher, nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Das Hilfsprogr­amm sei nur um vier Monate verlängert worden.

Während Griechenla­nd unter Geldknapph­eit leidet, flutet die EZB die Märkte seit Montag mit Geld. Das Anleihekau­fprogramm von bis zu 1,1 Billionen Euro zielt darauf ab, die Kreditverg­abe in der Eurozone zu stimuliere­n. Die EZB kauft bereits im Umlauf befindlich­e Papiere auf dem Markt auf. Wenn sich Banken und Versichere­r davon trennen, haben sie mehr Spielraum für die Vergabe von Krediten. Das soll der lahmenden Konjunktur auf die Sprünge helfen und mittelfris­tig auch zu einem Ansteigen der derzeit sehr niedrigen Inflation beitragen. Ihr Ziel von knapp zwei Prozent Inflation verfehlt die EZB derzeit meilenweit, zuletzt betrug die Preissteig­erungsrate im Euroraum minus 0,3 Prozent. Rechnet man die stark rückläufig­en Energiepre­ise heraus, lag die Rate bei +0,6 Prozent. Mit ihrer expansiven Geldpoliti­k hat die EZB aber bereits erreicht, dass der Euro gegenüber dem USDollar abgewertet hat. Das verteuert Importe und treibt die Inflation nach oben. Eben diese Euro-Abwertung kritisiert Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo-Institutes, Wechselkur­spolitik sei keine Aufgabe der EZB. Von Banken hört man, dass ihre Neigung, Staatsanle­ihen zu verkaufen, begrenzt ist. Die EZB hat dennoch keine Sorge, dass das Quantitati­ve Easing die Wirkung verfehlt, denn der Markt für Staatsanle­ihen in der Eurozone sei rund zehn Billionen Euro groß.

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BILD: SN/AP/V. MAYO Yanis Varoufakis ist für seine Kollegen eine Reizfigur.
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