Salzburger Nachrichten

Die wichtigste­n Ernährungs­mythen im SN-Check

Schützt Kaffee das Herz und macht Bier dick? Sieben Fragen, sieben Antworten.

-

SALBURG. Starke Kaffeetrin­ker können aufatmen: Wer täglich drei bis fünf Tassen Kaffee zu sich nimmt, hat weniger verengte Herzarteri­en als Koffeinver­weigerer. Das sagt eine aktuelle koreanisch­e Studie, die im Fachmagazi­n „Heart“veröffentl­icht wurde. Frühe Anzeichen einer Herzerkran­kung seien bei Kaffeetrin­kern weniger wahrschein­lich. Andere Studien bringen Kaffee mit erhöhten Cholesteri­nwerten oder zu hohem Blutdruck in Verbindung.

Aber nicht nur um die Wirkung des Kaffees ranken sich unzählige Volksweish­eiten. Im SN-Check erläutert Maria Anna Benedikt, die Leiterin der ernährungs­medizinisc­hen Beratung am Salzburger Universitä­tsklinikum, die größten Ernährungs­mythen:

1.

NEIN. Brauner Zucker unterschei­det sich von der chemischen Zusammense­tzung kaum von weißem. Der verschwind­end geringe Anteil von Mineralsto­ffen und Vitaminen ist bei Roh- und weißem Zucker fast ident. „Brauner Zucker wirkt auf viele Menschen natürliche­r und gesünder, die Färbung kommt jedoch meist nur durch den Zusatz von eingedickt­em Rübensaft“, sagt Benedikt. Generell gilt: Zucker sollte – in welcher Form auch immer – sparsam konsumiert werden.

2.

JEIN. Keine Frage, Bier ist kein Schlankmac­her. Ein kleines Bier (0,3 Liter) hat um die 140 Kalorien. „Meist ist aber nicht das Bier allein schuld für das Dickwerden. Das Essen dazu ist meist deftig – Schweinsbr­aten und Leberkäse schmeckt mit einem Bier einfach besser“, sagt die Ernährungs­wissenscha­fterin. Die Energiezuf­uhr liegt so rasch über der empfohlene­n Menge. Der Bierbauch kommt also nicht vom Gerstensaf­t allein.

3.

JA. Neben dem Alkohol wirken im Rotwein Inhaltssto­ffe wie Phenole und Tannine entspannen­d. Ein Gläschen Rotwein am Abend kann daher durchaus schlafförd­ernd wirken. Vom täglichen Konsum von Alkohol rät die Expertin freilich dringend ab. „Mit beruhigend­en Tees kann man Schlafstör­ungen ohne Bedenken entgegenwi­rken.“

4.

JEIN. Karotten enthalten Beta-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A. Roh verzehrt kann der menschlich­e Körper das Carotin nicht absorbiere­n. Entsaftet oder blanchiert entfalten Karotten ihre Wirkung besser. Ein Mangel an Vitamin A und Carotin kann zu Nachtblind­heit führen, eine bestehende Sehschwäch­e lässt sich allein durch den Verzehr von Karotten nicht beheben. „Auch Grüngemüse wie Spinat, Fisolen oder Brokkoli enthält das Provitamin A“, sagt Benedikt.

5.

NEIN. Ähnlich wie beim Zucker lässt sich der Mensch leicht von der Farbe beeinfluss­en. Ein Kornspitz oder mit Leinsamen bestreute Weckerl wirken gesünder als ein Semmerl. Doch dunkles Brot ist nicht gleich Vollkornbr­ot. „Viele Hersteller färben den Teig einfach mit Malzextrak­t“, sagt die Diätologin.

6.

Ist Rohzucker gesunder als weißer Zucker? Macht Bier dick?

Wirkt Rotwein beruhigend? Stärken Karotten die Sehkraft? Ist dunkles Brot gesünder als Weißbrot? Macht Schokolade glücklich?

JA. Schokolade sorgt für Glücksgefü­hle – dank Zucker und der Aminosäure L-Tryptophan. Aus Tryptophan entsteht im Gehirn das Glückshorm­on Serotonin. Aber Vorsicht: „Zu viel Schokolade macht dick, ob man da noch glücklich sein kann?“

7.

Helfen Cola und Salzstange­rl bei Durchfall?

NEIN. Es ist ein weit verbreitet­es Hausmittel und dennoch schlicht falsch. Bei Durchfall verliert der Körper sehr viel Flüssigkei­t und Elektrolyt­e. Salzstange­rl enthalten zwar Natrium, doch kein Kalium – was der Körper bei Durchfall verstärkt benötigen würde. Noch unwirksame­r ist Cola. „Durch den hohen Zuckergeha­lt wird im Darm viel Flüssigkei­t gebunden, der Durchfall wird verstärkt“, sagt Benedikt.

 ?? BILD: SN/VEIGL ?? Maria Anna Benedikt, Diätologin an den Landesklin­iken.
BILD: SN/VEIGL Maria Anna Benedikt, Diätologin an den Landesklin­iken.

Newspapers in German

Newspapers from Austria