Dichtung und Wahrheit
Zu dem am 5. 3. erschienenen Artikel „,Rechnitz‘: Elfriede Jelineks Engel würgt an der Wahrheit“ist anzumerken, dass auch Frau Kainbergers Engel gehörig an der Wahrheit würgt.
Schon die Darstellung des Massakers ist unrichtig: Nicht „für die makabere Mitternachtseinlage“waren die 180 ungarischen Juden in die Scheune gebracht worden, sondern weil man nicht wusste, wohin mit ihnen. Sie waren in einem so elenden Zustand, dass sie nicht wie die etwa 800 anderen mit dem Zug aus Ungarn herbeigeschafften als Zwangsarbeiter am Bau des Südostwalls eingesetzt werden konnten und jetzt im Wege waren.
Noch erstaunlicher ist die Behauptung: „Später wurde das Massaker nie thematisiert.“Seit beinahe einem Vierteljahrhundert versucht der Verein RE.F.U.G.I.U.S unter Vorsitz des Arztes Ludwig Popper und des Musikers Paul Gulda mit erheblichem materiellen und ideellen Einsatz Licht in das Dunkel der
Schreiben Sie uns! Schuld zu bringen und das Massengrab zu finden. 1993 gelang es der Witwe Friedrich Torbergs, Marietta, mit anderen die Ruine des Kreuzstadels zu erwerben und vor weiterem Verfall zu bewahren. An diesem Mahnmal finden seit 1997 jährlich Gedenkfeiern mit internationalen Teilnehmern statt. Margareta Heinrich und Eduard Erne drehten den Film „Totschweigen“über das Massaker von Rechnitz. David Litchfield und Elfriede Jelinek, die mit ihren literarischen Werken – reichlich spät! – auf das Thema aufsprangen, erscheinen zu Unrecht wie ein gedoppelter Deus ex Machina. Mag. Ludwiga Reich Geschichte. Obwohl wir über Jahre hinweg so gut wie keine brauchbaren Unterrichtsmaterialien vom Unterrichtsministerium bekommen haben, haben wir doch den Unterricht sofort auf Kompetenzorientierung umgestellt. Für uns Lehrer hatte das zur Folge, dass wir im Team viele unbezahlte Stunden investieren mussten, um selbst geeignete Unterlagen für die Schüler zu produzieren. Darüber wird in den Medien leider kaum berichtet! Für die Schüler bedeutet die neue Matura: weniger trockene Fakten, dafür mehr Diskussionen und Arbeit mit Quellen und Texten aller Art! Aus dem Feedback der Schüler weiß ich, dass vielen diese Art zu arbeiten gefällt! Dieser neue Stil bringt mit sich, dass bei der Matura nicht mehr nur auswendig gelernte Inhalte heruntergeratscht werden, sondern auch persönlich Stellung zu verschiedenen komplexen Themen bezogen werden muss – in meinen Augen ein großer Fortschritt! Zudem müssen jetzt die Maturathemen gezogen werden, was eine Manipulation der Fragen durch die Lehrer nahezu ausschließt. Ich fürchte mich jedenfalls nicht vor der neuen Matura und habe meine Schüler auch gut vorbereitet! Mag. Agnes Widauer