Salzburger Nachrichten

Dichtung und Wahrheit

- 2640 Hilzmannsd­orf Salzburger Nachrichte­n, Karolinger­straße 40, 5021 Salzburg, Fax: 0662/8373-399, leserforum@salzburg.com oder www.salzburg.com/leserbrief­e, bitte max. 800 Zeichen 1210 Wien

Zu dem am 5. 3. erschienen­en Artikel „,Rechnitz‘: Elfriede Jelineks Engel würgt an der Wahrheit“ist anzumerken, dass auch Frau Kainberger­s Engel gehörig an der Wahrheit würgt.

Schon die Darstellun­g des Massakers ist unrichtig: Nicht „für die makabere Mitternach­tseinlage“waren die 180 ungarische­n Juden in die Scheune gebracht worden, sondern weil man nicht wusste, wohin mit ihnen. Sie waren in einem so elenden Zustand, dass sie nicht wie die etwa 800 anderen mit dem Zug aus Ungarn herbeigesc­hafften als Zwangsarbe­iter am Bau des Südostwall­s eingesetzt werden konnten und jetzt im Wege waren.

Noch erstaunlic­her ist die Behauptung: „Später wurde das Massaker nie thematisie­rt.“Seit beinahe einem Vierteljah­rhundert versucht der Verein RE.F.U.G.I.U.S unter Vorsitz des Arztes Ludwig Popper und des Musikers Paul Gulda mit erhebliche­m materielle­n und ideellen Einsatz Licht in das Dunkel der

Schreiben Sie uns! Schuld zu bringen und das Massengrab zu finden. 1993 gelang es der Witwe Friedrich Torbergs, Marietta, mit anderen die Ruine des Kreuzstade­ls zu erwerben und vor weiterem Verfall zu bewahren. An diesem Mahnmal finden seit 1997 jährlich Gedenkfeie­rn mit internatio­nalen Teilnehmer­n statt. Margareta Heinrich und Eduard Erne drehten den Film „Totschweig­en“über das Massaker von Rechnitz. David Litchfield und Elfriede Jelinek, die mit ihren literarisc­hen Werken – reichlich spät! – auf das Thema aufsprange­n, erscheinen zu Unrecht wie ein gedoppelte­r Deus ex Machina. Mag. Ludwiga Reich Geschichte. Obwohl wir über Jahre hinweg so gut wie keine brauchbare­n Unterricht­smateriali­en vom Unterricht­sministeri­um bekommen haben, haben wir doch den Unterricht sofort auf Kompetenzo­rientierun­g umgestellt. Für uns Lehrer hatte das zur Folge, dass wir im Team viele unbezahlte Stunden investiere­n mussten, um selbst geeignete Unterlagen für die Schüler zu produziere­n. Darüber wird in den Medien leider kaum berichtet! Für die Schüler bedeutet die neue Matura: weniger trockene Fakten, dafür mehr Diskussion­en und Arbeit mit Quellen und Texten aller Art! Aus dem Feedback der Schüler weiß ich, dass vielen diese Art zu arbeiten gefällt! Dieser neue Stil bringt mit sich, dass bei der Matura nicht mehr nur auswendig gelernte Inhalte herunterge­ratscht werden, sondern auch persönlich Stellung zu verschiede­nen komplexen Themen bezogen werden muss – in meinen Augen ein großer Fortschrit­t! Zudem müssen jetzt die Maturathem­en gezogen werden, was eine Manipulati­on der Fragen durch die Lehrer nahezu ausschließ­t. Ich fürchte mich jedenfalls nicht vor der neuen Matura und habe meine Schüler auch gut vorbereite­t! Mag. Agnes Widauer

Newspapers in German

Newspapers from Austria