Kein Gespräch auf Augenhöhe
Die Veranstalter des „Informationsabends“zum Thema Krankenhaus vom 23. Februar in Tamsweg zeigten wenig Interesse, die Lungauer wirklich zu informieren oder gar mit ihnen zu diskutieren: Erst neuneinhalb Wochen vor der geplanten Schaffung vollendeter Tatsachen wurden rund 500 Personen in eine zu kleine Turnhalle (100 Meter neben der neuen, großen Mehrzweckhalle) gepfercht, um ihnen anhand von winzigen, ab der fünften Reihe kaum mehr leserlichen Power-Point-Bildchen die Absichten von Land und SALK zu präsentieren.
Mit Zahlenspielen und den üblichen (Schein-)Argumenten der „Zentralisierungsreligion“wurde versucht, die BeinaheHalbierung der öffentlichen Gesundheitsleistungen für den Lungau als alternativlos zu verkaufen. Kosten, Arbeit, Zeitaufwand und Risiko sollen einfach an die Bevölkerung und an selbstständige Ärzte ausgelagert werden. Faktisches Endresultat wäre eine Art Zweiklassenmedizin: für Lungauer und für „Voll-Salzburger“. Wirtschaftliche und demografische Kollateralschäden infolge dieser Schrumpfkur für den regionalen Leitbetrieb waren nicht einmal Randthema.
Um jede echte Diskussion effektiv zu unterbinden, wurden Publikumsfragen ausschließlich in Dreier-Bündeln ans Podium weitergereicht. Dies gab den Referenten die Möglichkeit, stichhaltige Argumente zu ignorieren und stattdessen mit überlangen Lamentos über die schlechte Zahlungsmoral der Steirer oder ausführlichen Beschreibungen des Austritts von Fäkalwasser in Spitalsräumen Zeit zu schinden. Die Bürgermeister der beiden größten Lungauer Gemeinden sortierten als Moderatoren die Bürgeranfragen mundgerecht für LH-Stv. Stöckl und seine Podiumskollegen. Sie erledigten das zwar besser als mancher Profi, doch wessen Interessen vertraten sie dabei?
Die vom Land als Zuckerl in Aussicht gestellte Investitionssumme von 12 bzw. 17 Mill. Euro über mehrere Jahre beeindruckt angesichts der Betriebsgröße des Spitals nicht. Die Sanierung baufälliger Abwasserinstallationen ist keine innovative Managementleistung, sondern schlichte Betreiberpflicht; das Nachholen unterlassener Erhaltungsarbeiten geht als „Investitionspaket“nicht durch. Die angebliche Notwendigkeit, den Betrieb wegen Umbauarbeiten jahrelang fast auf die Hälfte zu reduzieren, gibt es bei Sanierungsprojekten andernorts nicht.
Unterm Strich bleibt folgender Gesamteindruck: Stöckl will für sein Ressort mit allen Mitteln Kosten sparen. Dafür wählt er einen Ort, wo er geringen politischen Schaden vermutet: den Lungau. Von zirka 40.000 betroffenen Bürgern (Steirer eingerechnet) und zirka 250.000 jährlichen Touristen können sich seinem Kalkül nach nur etwa 16.250 wahlberechtigte Lungauer in einigen Jahren per Stimmzettel rächen.
Noch ist nichts passiert. Es liegt jetzt in der Hand der Lungauer, sich auf die Hinterbeine zu stellen, konstruktive Gespräche auf Augenhöhe einzufordern und ihre Interessen zu wahren. Erich Gonschorowski in der Stadt. Eine moderne, leistungsfähige Infrastruktur (schnelles Internet, attraktiver öffentlicher Verkehr) müssen dringend in höher liegenden Gauen geschaffen werden, damit sich dort die Betriebe ansiedeln und Arbeitsplätze geschaffen werden können. Dann kann auch die Abwanderung verhindert werden. Andrea Schnitzhofer