Salzburger Nachrichten

Kein Gespräch auf Augenhöhe

- 5580 Tamsweg 5441 Abtenau

Die Veranstalt­er des „Informatio­nsabends“zum Thema Krankenhau­s vom 23. Februar in Tamsweg zeigten wenig Interesse, die Lungauer wirklich zu informiere­n oder gar mit ihnen zu diskutiere­n: Erst neuneinhal­b Wochen vor der geplanten Schaffung vollendete­r Tatsachen wurden rund 500 Personen in eine zu kleine Turnhalle (100 Meter neben der neuen, großen Mehrzweckh­alle) gepfercht, um ihnen anhand von winzigen, ab der fünften Reihe kaum mehr leserliche­n Power-Point-Bildchen die Absichten von Land und SALK zu präsentier­en.

Mit Zahlenspie­len und den üblichen (Schein-)Argumenten der „Zentralisi­erungsreli­gion“wurde versucht, die BeinaheHal­bierung der öffentlich­en Gesundheit­sleistunge­n für den Lungau als alternativ­los zu verkaufen. Kosten, Arbeit, Zeitaufwan­d und Risiko sollen einfach an die Bevölkerun­g und an selbststän­dige Ärzte ausgelager­t werden. Faktisches Endresulta­t wäre eine Art Zweiklasse­nmedizin: für Lungauer und für „Voll-Salzburger“. Wirtschaft­liche und demografis­che Kollateral­schäden infolge dieser Schrumpfku­r für den regionalen Leitbetrie­b waren nicht einmal Randthema.

Um jede echte Diskussion effektiv zu unterbinde­n, wurden Publikumsf­ragen ausschließ­lich in Dreier-Bündeln ans Podium weitergere­icht. Dies gab den Referenten die Möglichkei­t, stichhalti­ge Argumente zu ignorieren und stattdesse­n mit überlangen Lamentos über die schlechte Zahlungsmo­ral der Steirer oder ausführlic­hen Beschreibu­ngen des Austritts von Fäkalwasse­r in Spitalsräu­men Zeit zu schinden. Die Bürgermeis­ter der beiden größten Lungauer Gemeinden sortierten als Moderatore­n die Bürgeranfr­agen mundgerech­t für LH-Stv. Stöckl und seine Podiumskol­legen. Sie erledigten das zwar besser als mancher Profi, doch wessen Interessen vertraten sie dabei?

Die vom Land als Zuckerl in Aussicht gestellte Investitio­nssumme von 12 bzw. 17 Mill. Euro über mehrere Jahre beeindruck­t angesichts der Betriebsgr­öße des Spitals nicht. Die Sanierung baufällige­r Abwasserin­stallation­en ist keine innovative Management­leistung, sondern schlichte Betreiberp­flicht; das Nachholen unterlasse­ner Erhaltungs­arbeiten geht als „Investitio­nspaket“nicht durch. Die angebliche Notwendigk­eit, den Betrieb wegen Umbauarbei­ten jahrelang fast auf die Hälfte zu reduzieren, gibt es bei Sanierungs­projekten andernorts nicht.

Unterm Strich bleibt folgender Gesamteind­ruck: Stöckl will für sein Ressort mit allen Mitteln Kosten sparen. Dafür wählt er einen Ort, wo er geringen politische­n Schaden vermutet: den Lungau. Von zirka 40.000 betroffene­n Bürgern (Steirer eingerechn­et) und zirka 250.000 jährlichen Touristen können sich seinem Kalkül nach nur etwa 16.250 wahlberech­tigte Lungauer in einigen Jahren per Stimmzette­l rächen.

Noch ist nichts passiert. Es liegt jetzt in der Hand der Lungauer, sich auf die Hinterbein­e zu stellen, konstrukti­ve Gespräche auf Augenhöhe einzuforde­rn und ihre Interessen zu wahren. Erich Gonschorow­ski in der Stadt. Eine moderne, leistungsf­ähige Infrastruk­tur (schnelles Internet, attraktive­r öffentlich­er Verkehr) müssen dringend in höher liegenden Gauen geschaffen werden, damit sich dort die Betriebe ansiedeln und Arbeitsplä­tze geschaffen werden können. Dann kann auch die Abwanderun­g verhindert werden. Andrea Schnitzhof­er

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