VW-Machtkampf mit Showdown in Salzburg
Aufsichtsratspräsidium beriet in Salzburg über Winterkorns Zukunft.
Der Machtkampf um die Führung bei Volkswagen steuerte am Donnerstag auf einen neuen Höhepunkt in Salzburg zu. Am Wohnsitz von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch kam nach Informationen von Insidern gegen 15 Uhr das Präsidium des Aufsichtsrats von Europas größtem Autokonzern erstmals zusammen, nachdem der VW-Patriarch in der vergangenen Woche Vorstandschef Martin Winterkorn mit dem Satz „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“öffentlich das Vertrauen entzogen hatte. Dem Gremium gehören neben Piëch der stellvertretende AR-Vorsitzende Berthold Huber von der IG Metall, der Sprecher des PorscheFamilienzweigs, Wolfgang Porsche, VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh und sein Vize Stephan Wolf sowie der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil an. Niedersachsen ist mit 20 Prozent an VW beteiligt und so zweitgrößter Eigner.
Unbestätigten Meldungen zufolge soll Piëch auch VW-Chef Martin Winterkorn zu dem Treffen gebeten haben. Der kämpft um Verlängerung seines Ende 2016 auslaufenden Vorstandsvertrags und weiß die Belegschaft und den Aktionär Land Niedersachsen hinter sich. Winterkorn war bis zur Piëch-Aussage als Nachfolger des VW-Patriarchen an der Spitze des Aufsichtsrats gehandelt worden. Nun will zumindest Betriebsratschef Bernd Osterloh Piëch die Stirn bieten und den angesehenen Manager verteidigen. An der positiven Haltung des Betriebsrats zu Winterkorn habe sich nichts geändert, hieß es aus dessen Umfeld am Donnerstag.
Über Inhalte der Sondersitzung drang nichts nach außen. Das Präsidium ist mit seinen sechs Mitgliedern der Kern des 20-köpfigen Aufsichtsrats und bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor.
Von seinem Büro in Salzburg aus steuert Piëch das VW-Imperium. Doch nicht nur Piëch, auch sein Cousin Wolfgang Porsche hat ein Privathaus in der Stadt – ebenso wie Wolfgang Porsches Bruder HansPeter. Auch die Urenkel von VW-Kä- fer-Erfinder Ferdinand Porsche – Ferdinand-Oliver und Peter Daniell – wohnen dort. Darüber hinaus hat Europas größter Autohändler, die Porsche Holding Salzburg, in der Stadt seinen Sitz. Das Unternehmen ist eine Volkswagen-Tochter.
Die Diskussion über die künftige Spitze von Volkswagen schwelt schon länger wegen des fortgeschrittenen Alters der beiden Hauptakteure. Oberaufseher Piëch wird heute, Freitag, 78 Jahre alt und ist noch bis 2017 gewählt. Der Vertrag des 67-jährigen Winterkorn läuft Ende 2016 aus.