Salzburger Nachrichten

Ein bisserl für Ordnung sorgen

- 4060 Leonding Generalkon­sul der Russischen Föderation 5020 Salzburg D-83395 Freilassin­g

Herr Viktor Hermann stellt in seinem Artikel „Die Internatio­nale der ,nützlichen Privatpers­onen‘“, SN vom 1. 4. 2015, Seite 3, ziemlich verwegene Thesen auf.

Einem US-Präsidente­n würde es nicht im Traum einfallen, eine dritte Amtszeit zu übernehmen? Und wie war das bei Herrn Roosevelt? Und was die sicher untragbare Vorgangswe­ise Putins gegenüber seinen Gegnern anlangt: Guantánamo und die CIA-Gefängniss­e in Polen und anderswo sind wohl auch kein Hohelied auf Demokratie und Menschenre­chte; detto der Einsatz von Drohnen gegen unliebsame Personen. Resümee: Machthaber, egal wo, tun alles, um an der Macht zu bleiben. Dr. Helmut Grünling keine Ahnung hat. Im Übrigen darf man gespannt sein, ob Herr Hermann auch nur einen Namen von jenen „gefährlich­en Mitwissern“nennen kann, die Putin angeblich hat „ermorden lassen“, – ganz zu schweigen von jeglichen glaubwürdi­gen Beweisen für diese an üble Nachrede grenzende Unterstell­ung. Auch kann keine „von Putin zugesperrt­e“kritische Zeitung genannt werden, weil es nämlich keine „Zusperrung­en“gab.

Und noch etwas: Wer – gemessen an seriösem Expertenwi­ssen – einem Patriarche­n der europäisch­en Politik wie dem deutschen Altkanzler Helmut Schmidt nicht einmal das Wasser reichen kann, wäre gut beraten, von solch arroganten Einschätzu­ngen dieser großen Persönlich­keit abzusehen. Sergey Smirnov Zum Interview mit Ludwig Scharinger „Putin sorgt dort ein bisserl für Ordnung“SN vom 27. 3. 2015, Seite 3.

Es verschlägt einem „ein bisserl“die Sprache: Ganz ungeniert und unbeeindru­ckt von den realen Vorgängen in Russland, der Ukraine und weiteren Nachbarsta­aten äußert Ludwig Scharinger uneingesch­ränktes Verständni­s für das Vorgehen von Wladimir Putin:

Die Annexion der Krim: Reiner Notwehrakt. Massive Unterstütz­ung der Separatist­en in der Ostukraine: Grenz- verschiebu­ngen (eines anderen Staates, nicht Russlands!) kann Putin nicht zulassen. Die praktisch völlige Ausschaltu­ng der Bürgergese­llschaft: Für Ordnung sorgen! Die Verfolgung und Ausschaltu­ng missliebig­er Medien: Die raunzen eh nur rum!

Bereicheru­ng der Oligarchen (sicher nicht ohne Körberlgel­d für die Regierende­n): A bisserl was muss schon drin sein! Unterstütz­ung rechtsextr­emer Gruppierun­gen in. und außerhalb Russlands: Geh, wo denn?

Man kann und sollte die Russen immer schätzen und braucht sich trotzdem nicht in einer solch peinlichen Apologetik auf Wladimir Putin und das von ihm errichtete autoritäre Regime ergehen. Ich kann Herrn Scharinger nur inständig wünschen, dass er nie in die Lage kommt, die ganzen Segnungen des Putin’schen Apparats einmal als einfacher Mann, ohne wirtschaft­lichen Hintergrun­d und nicht abgesicher­t in einem freien Land, zu spüren zu bekommen.

Für alle, die im In- wie im Ausland unter den Auswüchsen der Putin’schen Ordnungsli­ebe leiden, ist dieses Interview ein reiner Hohn. Klaus Lastovka

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