Ein Kubus im Weltkulturerbe
Damit Krems zur Museumshauptstadt wird, bringt Landeshauptmann Erwin Pröll ein kulturelles Großprojekt auf den Weg.
KREMS. „Wir sind an einem historischen Moment angelangt.“So beginnt Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) die Pressekonferenz, in der er eines seiner größten kulturpolitischen Projekte präsentiert. In der UNESCOWeltkulturerbe-Stadt Krems, am Eingang zur Weltkulturerbe-Landschaft Wachau, lässt das Land Niederösterreich um 35 Mill. Euro ein Museum für bildende Kunst bauen. Dieses wird nach und nach die rund sechs Millionen Objekte der Landessammlung sowie Werke von privaten Sammlern – wie Ernst Ploil und Helmut Zambo – präsentieren. Entsprechend den größten Beständen der Landessammlung wird Museumsdirektor Christian Bauer den Werken des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart den Vorrang geben.
Die Vorarlberger Architekten Bernhard und Stefan Marte, die im Wettbewerb gegen 60 Mitbewerber gewonnen haben, sehen für den Platz gegenüber der Kunsthalle Krems und neben dem Karikaturmuseum einen grauen, mit Aluminiumschuppen umhüllten Kubus vor, der sich um etwa 45 Grad um seine vertikale Achse schraubt. Die Dachterrasse wird den Blick auf Do- nau, Stift Göttweig und die Landschaft im Süden öffnen. Dieser Neubau solle „ein neues Symbol für Niederösterreich“sowie ein Pendant zur historischen Altstadt mit Kremsertor, Minoritenkirche und Frauenbergkirche werden, erläuterte Bernhard Marte.
Wenn Landeshauptmann Pröll so ein Großprojekt kundtut, ist die Inszenierung sakrosankt. Und: In Prölls Entourage tummeln sich nur tatkräftig wirkende Männer – alle in Sakko oder Anzug, die meisten mit Krawatte. Nur ein Mal ist eine weibliche Stimme zu vernehmen: Eine Minute bevor der Landeshauptmann erscheint, ersucht eine Dame das Publikum, auf den kirchenbankähnlich angeordneten Sesseln Platz zu nehmen. Auf dem Podium referieren nur Männer.
„Nicht aus Jux und Tollerei“, sondern aufgrund einer Empfehlung des Kultursenats des Landes Niederösterreich gelte es, „die Museumslandschaft neu zu ordnen“, sagte Erwin Pröll. Zu den Standorten Carnuntum für römische Geschichte, Asparn an der Zaya für Früh- und Urgeschichte sowie Niedersulzbach mit Volkskunde entstehen nun in St. Pölten und Krems zwei Museen: In St. Pölten wird das jetzige Landesmuseum bis 2017 zum Haus der Landesgeschichte umgestaltet; zudem bleibt dort die naturkundliche Sammlung. Ins neue Museum in Krems mit Arbeitsbezeichnung „Galerie Nieder- österreich“– ein Name wird noch gesucht – kommt die bildende Kunst.
Die Sammlung habe einen Wert von 1,5 Mrd. Euro, erläutert Pröll. Nur vier Prozent davon seien derzeit „unseren niederösterreichischen Landsleuten“zugänglich. Ziel sei, die Infrastruktur zu erweitern, um mehr von „diesen Kunstschätzen den Eigentümern, also den Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern“, zu präsentieren. Zudem solle das Museum dem Kulturtourismus Impulse geben.
Ist bei „Zusammenarbeit mit Privatsammlungen“auch die in Geldnot befindliche Sammlung Essl in Klosterneuburg gemeint? Eine inhaltliche Zusammenarbeit sei genauso denkbar wie mit jeder anderen Sammlung, erwiderte Erwin Pröll. Ein finanzieller Beitrag des Landes an das von bauMax-Gründer Karlheinz Essl und Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner geführte Museum werde in den nächsten Wochen geklärt.
„Es gilt, die Museumsszene neu zu ordnen.“