Das Carpaccio schmeckt nicht
Commissario Brunetti gehört zum Fernsehprogramm wie der „Tatort“oder „Der Alte“. Donna Leons Romane machen es möglich.
Wie man den Appetit auf Fleisch verliert, diese Erfahrung macht Commissario Brunetti in seinem jüngsten Fall nach einem Roman von Donna Leon. Schuld ist das Zustandekommen der „Tierischen Profite“, so auch der Titel des Films, zu dessen Beginn der Veterinärmediziner Nava tot aufgefunden wird. Dass der Universitätsprofessor in einer großen Fleischfabrik arbeitete, ist ein seltsamer Umstand.
Offiziell gilt der Schlachthof als Vorzeigebetrieb, doch der militante Tierschutzaktivist Botta (Florian Bartholomäi) bezichtigt die Verantwortlichen der grausamen Tierquälerei. Eine Wendung nimmt der Fall, als Brunetti (Uwe Kockisch) herausfindet, dass seine Tochter Chiara (Laura-Charlotte Syniawa) das Mordopfer kannte und mit Botta befreundet ist.
Botta war mit Navas Unterstützung in den Schlachthof eingebrochen und hatte die Misshandlungen der Tiere mit einem Handy dokumentiert. Das Telefon wird gestohlen und Botta krankenhausreif geprügelt.
Der Commissario will den Betrieb genauer unter die Lupe nehmen, doch sein Vorgesetzter Patta (Michael Degen) pfeift ihn zurück. Der Schlachthof gehört seinem alten Freund, dem zwielichtigen Industriellen Maurizio De Rivera (Walter Kreye). Es offenbaren sich Korrup- tion, Bilanzfälschung und Steuerhinterziehung – und es kommt heraus, dass kranke Tiere geschlachtet und weiterverarbeitet wurden.
Kein Wunder, dass Brunetti kein Fleisch mehr mag: Auf seiner schönen Terrasse über dem Canal Grande schiebt er das delikate Rindercarpaccio zur Seite – sehr zur Verwunderung von Gattin Paola (Julia Jäger), Sohn Raffi (Patrick Diemling) und natürlich der eingefleischten Vegetarierin Chiara. Zudem beherbergt die Familie einen munteren Hund aus dem Tierheim – für Aufregung ist also genug gesorgt. Immerhin findet es der Vierbeiner gar nicht so übel, wenn Brunetti auf Fleischdiät geht, könnte doch somit seine eigene Portion dadurch aufgebessert werden.
Die hier geübte Kritik an den Missständen im Lebensmittelhandel ist einigen Kritikern noch zu milde ausgefallen. Es sollte doch jedem Verbraucher klar sein, dass sehr billiges Fleisch seinen niedrigen Preis meist profitgierigen Zuge- ständnissen schuldet, in welcher Form auch immer Standards dabei unterschritten werden.
Regisseur Sigi Rothemund und sein bewährter Kameramann Dragan Rogulj kontrastieren malerische Panoramen der Lagunenstadt mit beunruhigenden Bildern der modernen Fleischverarbeitung.
TV: