Auch für Unternehmen selbst ist die „Sharing Economy“interessant
Auto, Zimmer, Werkzeug teilen. Was Konsumenten geboten wird, würden auch Unternehmen dringend brauchen, vor allem kleine.
Ob Airbnb in der Tourismuswirtschaft, Uber im Taxigewerbe oder car2go in der Autobranche: Zurzeit gehen alle Auguren davon aus, dass das Geschäft mit dem Teilen von Besitz stark wachsen wird. Die Sharing Economy, wie das Phänomen in den USA genannt wird, stößt auch da und dort auf Kritik: Es interessiert die Steuerbehörden, ob sich jemand einen unversteuerten Zusatzverdienst etwa durch das private Vermieten einer Wohnung verschafft. Das etablierte Gewerbe wiederum fragt sich, warum private Uber-Fahrer ihre Dienste ohne Taxilizenz anbieten können sollen. Gleichzeitig kritisieren manche, um wie viel „Sharing“, also Teilen, es wirklich geht, wenn Konsumenten vor allem bequemere und günstigere Alternativen als im klassischen Markt suchen.
Klassisches Teilen beinhaltet Reziprozität, also Gegenseitigkeit: Man teilt, weil man dafür (später) etwas bekommt, ähnlich wie in einer Familie. Da viele Sharing-Geschäftsmodelle gar nicht auf diese Gegenseitigkeit und Beziehungen zwischen Nutzern ausgelegt wären, sei der Begriff Access Economy, also Zugangs-Ökonomie, passender, meinen die britischen Wissenschafterinnen Giana Eckhardt und Fleura Bardhi (https://hbr.org/2015/01/the-sharing-economy-isnt-about-sharing-at-all). Die meisten Konsumenten wollten nur bequemen und günstigen Zugang und keine neuen Beziehungen zu wildfremden Menschen.
Das mag stimmen. Was jedoch viel zu wenig bedacht wird: Die Sharing oder Access Economy, wie immer man sie nennen mag, hat ihr volles Potenzial noch lange nicht entfaltet. Wir sehen erst den zaghaften Beginn einer Entwicklung: Was wäre, wenn auch Unternehmen begännen, untereinander Mitarbeiter, Laborräumlichkeiten, Werkstätten und Geräte zu teilen? In Wahrheit sind insbesondere kleinere Unternehmen von der Mannigfaltigkeit des modernen Geschäftslebens und seinem ra- schen Rhythmus mitunter überfordert: Ein gewerblicher Lebensmittelhersteller sollte ein Versuchs- und Testlabor haben, doch kann er sich dieses auch leisten? Metallverarbeiter sollten auf moderne Technologien umsteigen, aber werden sie die neuen Maschinen auch so stark auslasten können, dass sich die Investition rechnet? Man weiß, dass man in Zeiten der Digitalisierung sein Geschäftsmodell überdenken sollte. Doch wo kann man auf Erfahrungen zugreifen, die andere Klein- und Mittelbetriebe damit bereits gemacht haben? Es braucht neue Modelle des Teilens in der Wirtschaft und insbesondere unter Klein- und Mittelbetrieben. Hier sind Private als auch die öffentliche Hand gefragt: Irgendwer muss den ersten Schritt tun.