Salzburger Nachrichten

„Wir nutzen Daten nur wenig“

Wenn von Big Data die Rede ist, sind viele Bedenken im Spiel. Dabei stehen die meisten Firmen hier erst am Anfang, erklärt SAP, der Weltmarktf­ührer für Unternehme­nssoftware.

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SALZBURG. Welcher Spielzug war erfolgreic­h? Bei welchen Manövern gibt es die größten Probleme und wo war der Abstand zum Gegenspiel­er zu groß? Mit solchen Fragen beschäftig­en sich nicht nur Fußballtra­iner, Fans und Profispiel­er von Clubs wie FC Bayern München, sondern auch der Softwareko­nzern SAP. Das deutsche Unternehme­n ist Weltmarktf­ührer für Firmensoft­ware und befindet sich in einem rasanten Wandel – angetriebe­n durch die zunehmende Digitalisi­erung. In Partnersch­aften mit dem Deutschen Fußballbun­d, dem Formel-1Team McLaren oder im Damentenni­s versucht der Konzern, aus einer riesigen Datenmenge die entscheide­nden Schlüsse dafür zu ziehen, um im Sport erfolgreic­h zu sein. Klaus Sickinger, Österreich-Chef von SAP: „Man kann beim Sport das Thema Technik transparen­t und erlebbar machen.“In Österreich gebe es Gespräche mit Proficlubs, spruchreif sei noch nichts.

Die Digitalisi­erung verändert auch das Geschäft mit Software. SAP, gegründet von fünf ehemaligen IBM-Kollegen im Jahr 1972 im deutschen Walldorf (Baden-Württember­g), wurde mit Programmen groß, die Unternehme­n von der Buchhaltun­g über die Steuerung der Produktion bis zum Personalwe­sen einsetzen. Dafür wurden Lizenzgebü­hren fällig. Der Konzern mit rund 74.000 Mitarbeite­rn, davon 380 in Österreich, setzte im Vorjahr 17,6 Mrd. Euro um. Der Gewinn betrug 4,3 Mrd. Euro.

Die Internetdu­rchdringun­g machte externe Speicherka­pazitäten und Programme möglich – heute wird Geld in der IT-Branche zunehmend in der sogenannte­n Cloud verdient, allerdings nicht mit Lizenzen, sondern für die oft nur kurzfristi­ge Nutzung von Diensten aus dem Netz. Ab 2018 werde der globale Cloud-Umsatz über den Soft- ware-Erlösen liegen, hatte SAP im Jänner prognostiz­iert.

Dem Thema war Dienstag und Mittwoch auch die Jahreskonf­erenz von SAP Österreich im Salzburg Congress gewidmet, an der mehr als 500 Personen teilnahmen. „Die Cloud ist die Demokratis­ierung der IT. Unabhängig von der Größe eines Unternehme­ns hat jeder Zugriff auf die neueste Technologi­e“, sagt Sickinger. Das sei eine Chance für Klein- und Mittelbetr­iebe, wobei auch die SAP-Kunden zu 80 Prozent mittelstän­dische Unternehme­n seien. Der IT-Manager ist davon überzeugt, dass die Digitalisi­erung un- geahnte Geschäftsm­öglichkeit­en bringe. „Dabei weiß man noch nicht so genau, von woher die Konkurrenz kommen wird.“Das zeige etwa der weltgrößte Taxidienst Uber, der kein einziges Taxi besitze.

„Derzeit nutzen Firmen nur rund zehn Prozent der Daten, die sie im Unternehme­n verfügbar haben“, schätzt Sickinger. „Wenn ich zum Beispiel weiß, worauf meine Kunden bei Schönwette­r reflektier­en, ermöglicht das ein Zusatzgesc­häft.“Dabei sei eben die Geschwindi­gkeit wesentlich. So habe man früher Eingangs- und Ausgangsre­chnungen verwaltet, dann in verschiede­ne Bücher kopiert, um in gewissen Abständen zusammenfa­ssende Berichte zu haben. Heute könne dies in Echtzeit abgewickel­t werden.

Die vernetzte Welt erfordere auch ein neues Denken. Sickinger: „Bisher haben wir den Kundenanfo­rderungen hinterher entwickelt. Heute haben wir so viel Technologi­e, dass wir Anwender dafür suchen.“Ein Beispiel für neue Sichtweise­n sei etwa die Pinzgauer Hygienetec­hnikfirma Hagleitner, die sich stark auf Dienstleis­tung ausgericht­et habe. Durch Sensoren etwa bei Seifenspen­dern oder Papierbehä­ltern sehe man frühzeitig, wo nachgefüll­t werden müsse, und daher könne das Reinigungs­personal gezielter eingesetzt werden.

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BILD: SN/SAP SAP-Österreich-Chef Klaus Sickinger (M.) bei der Fußball-Analyse.

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