Salzburger Nachrichten

Umstritten­er Vorschlag zu Gen-Futtermitt­eln

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Die EU-Staaten konnten sich bei der Zulassung von gentechnis­ch veränderte­n Lebens- und Futtermitt­eln in der Vergangenh­eit nie auf eine gemeinsame Linie einigen. Trotzdem sind derzeit 58 verschiede­ne Sorten in der EU zugelassen, in erster Linie Futtermitt­el wie Mais oder Soja. Geschuldet ist das dem Prozedere: Stellt ein Unternehme­n einen Antrag, prüft die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it (EFSA), ob das Futtermitt­el unbedenkli­ch für Mensch, Tier und Umwelt ist. Gibt sie grünes Licht, müssen die Länder über die Zulassung entscheide­n. Kommen sie zu keinem Ergebnis, geht der Ball an die Kommission. Die richtet sich in der Praxis nach der Einschätzu­ng der EFSA und gibt ihr O. K.

Jetzt soll das Verfahren geändert werden. Ein Verspreche­n, das Kommission­spräsident JeanClaude Juncker noch vor Amtsantrit­t gab, um die Zulassung demokratis­cher zu machen. Die Kommission will den Ländern mehr Entscheidu­ngsgewalt geben, zeigt ein gestern präsentier­ter Vorschlag. Selbst wenn ein gentechnis­ch veränderte­s Lebens- oder Futtermitt­el in der EU zugelassen ist, sollen sie es im eigenen Land verbieten können.

Ein Konzept, das nach Selbstbest­immung klingt, sie aber nur bedingt bietet. Die Länder müs- sen ein Verbot objektiv begründen. Risiken für Mensch, Tier oder Umwelt gelten nicht, wenn sie von der EFSA ausgeschlo­ssen wurden. Europäisch­es und internatio­nales Recht darf nicht verletzt werden, auch nicht die Regeln der Welthandel­sorganisat­ion. Welche Gründe die Länder dann noch ins Feld führen könnten? In Kommission­skreisen blieb man am Mittwoch eine konkrete Antwort schuldig. Es wären ähnliche wie beim nationalen Gen-Anbauverbo­t, also etwa agrarpolit­ische Ziele. Ein Argument, das beim Import von Gen-Futtermitt­eln anders als beim Anbau schwer halten würde, befürchten Kritiker.

Der Vorschlag der Kommission geht jetzt an die Mitgliedss­taaten und das Parlament. Dort regt sich bereits Widerstand, bislang vor allem von den Grünen.

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BILD: SN/ATOSS - FOTOLIA Futtermitt­el Mais.

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