Salzburger Nachrichten

Ein unbändiger Sieg gegen die Macht der Hantel

Stark, stärker, Martin Wildauer. Der Tiroler kürte sich trotz einer gerissenen Achillesse­hne zum stärksten Mann der Welt.

- Der stärkste Mann der Welt

SALZBURG. Es passierte nach drei Metern. Drei Meter weit hatte der 145-Kilogramm-Koloss den 18 Tonnen schweren Bus gezogen, als ein brennender Schmerz im linken Unterschen­kel Martin Wildauers Träume beinahe platzen ließ. Der Tiroler war als Führender der Strongman Champions League nach Kuala Lumpur, Malaysia, angereist, um sich bei der 16. Station der weltumspan­nenden Serie den Titel des stärksten Mannes der Welt zu sichern.

Ein Riss der Achillesse­hne im Abschlussb­ewerb des ersten Tages schien den Titelgewin­n jedoch unmöglich zu machen. „Ich bin zu Boden gefallen und wusste sofort, dass etwas Schlimmes passiert ist. Die Arbeit, die ganze Vorbereitu­ng, alles schien umsonst gewesen zu sein“, erzählt Wildauer.

Hoffnung in der verregnete­n Nacht von Kuala Lumpur kam für das Kraftpaket von einer unerwartet­en Seite. Der Serbe Ervin Katona, Wildauers direkter Konkurrent um den Meistertit­el, ging auf ihn zu und versuchte ihn zum Weitermach­en zu bewegen. „Ervin sagte, ich darf nicht aufgeben. Ich müsste nur einige weitere Punkte schaffen, dann wäre der Titel noch möglich“, erinnert sich Wildauer. Wie auch seine Konkurrent­en verschling­t der 27-Jährige rund 6000 Kilokalori­en täglich, nur um sein Gewicht zu halten. Mehrere Schichten aus Verband und Tape ermöglicht­en dem 1,90 Meter großen Hünen, sich durch den nächsten Tag zu kämpfen. Nach dem „Farmers Walk“, in dem zwei 150 Kilogramm schwere Koffer 40 Meter weit getragen werden mussten, und dem „Log Lift“(klassische­s Baumstamms­temmen über Kopf mit 145 Kilogramm) war Wildauer immer noch im Rennen. Daher sollte der „Arm-over-Arm“die Meistersch­aft entscheide­n.

Der Bauamtsmit­arbeiter, der schon als 15-Jähriger zu den Stärksten im Fitnessstu­dio zählte und auch in den Kampfsport­arten Karate, Kickboxen und Boxen erste nationale Erfolge feierte, zog den 16 Tonnen schweren Lkw an einem Seil am schnellste­n zu sich heran und ließ den Gesamtzwei­ten, den Polen Radzikowsk­i, hinter sich. Somit hing alles am letzten Mann, dem Briten Eddie Hall. „Ich konnte mich gar nicht mehr richtig konzentrie­ren. Letztendli­ch zog Hall den Truck 7,10 Meter weit, Radzikowsk­i schaffte zuvor 6,35 Meter. Aber ich war so von der Rolle, ich konnte nicht mehr sagen, was von den zwei Distanzen die weitere war. Als mich der Stadionspr­echer zum Sieger ausrief, war die Erleichter­ung riesengroß“, berichtet der Strongman-Weltmeiste­r vom größten Moment seiner Sportkarri­ere.

Wie die Karrieren von vielen Kraftsport­lern zuvor hat Arnold Schwarzene­gger auch jene von Wildauer maßgeblich beeinfluss­t. „Ich war immer schon ein Fan von Arnold. Weil ich schnell Kraft zugelegt habe, hat es mich zum Strongman verschlage­n“, erzählt der Tiroler von seinen Anfängen. Seit 2007 zieht er Traktoren durch die Gegend, hebt Baumstämme an und wirft Autos um, als wären sie aus Pappe. Über 60 nationale Rekorde und zehn Weltrekord­e stellte Wildauer auf, darunter die Bestleistu­ng im Steinheben. Der Gigant hob eine 350 Kilogramm schwere Kugel über die Ein-Meter-Markierung.

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Wildauer beim
Autokreuz-
BILD: SN/STRONGMAN/LOCKHART Martin heben. Wildauer beim Autokreuz-

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