Salzburger Nachrichten

Das Land kauft sich in Ortskerne ein

Europark und Outletcent­er dürfen nicht ausbauen – um die Ortskerne zu schützen. Doch das wird nicht reichen. Die Ideen der Politik: mehr Häuser im Grünland, lockere Bauordnung­en und Zwangsrück­widmungen.

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SALZBURG. Eines muss man ihr lassen: Mit dem Ausbaustop­p für Einkaufsze­ntren ist der Salzburger Landesregi­erung ein Knalleffek­t gelungen. Sind davon doch Großkonzer­ne wie Spar, Lutz oder McArthurGl­en betroffen.

Begründet hat die schwarzgrü­n-gelbe Koalition dies damit, dass immer größere Verkaufsfl­ächen immer mehr Kunden aus den Zentren der umliegende­n Gemeinden abziehen würden – und dadurch das Aussterben der Salzburger Dörfer noch weiter beschleuni­gt wurde.

Dies wirft freilich die Frage auf, wie die immer weiter ausgedünnt­en Ortskerne tatsächlic­h gerettet werden können – außer durch die Beschränku­ng von deren Konkurrenz. Tatsächlic­h gibt es dazu Vorschläge von mehreren Regierungs- und Landtagspa­rteien. Und einige davon haben es durchaus in sich.

1.Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer erhofft sich viel vom neuen Raumordnun­gsgesetz, welches nächstes Jahr beschlosse­n werden könnte. Hier ist davon die Rede, dass Mindestdic­hten in Ortszentre­n verordnet werden können. Und: Leere Flä- chen, die nicht bebaut würden, könne man in Zukunft wohl zwangsweis­e in Grünland rückwidmen.

2.Haslauer hat auch einen Vorschlag, der Salzburgs Bauern freuen dürfte: „Siedlungsa­nsätze“außerhalb der Ortschafte­n solle man „undogmatis­ch“erweitern dürfen. Was bedeutet: Dort, wo rund um Landwirtsc­haften kleine Weiler – meist durch weichende Kinder – entstanden seien, sollten weitere Bauten möglich sein. Auch, wenn es sich um Grünland handle. Wie das den Ortszentre­n hilft? Etwa, indem weniger Menschen in die Stadt ziehen müssten, meint der Landeshaup­tmann.

3.Wohnbaulan­desrat Hans Mayr (Team Stronach) war selbst Bürgermeis­ter von Goldegg und hat eigene Ideen: Gemeinden könnten Grundstück­e und Häuser im Zentrum selbst kaufen, umbauen und dann ver- mieten. „So spielen sich die Kosten wieder herein.“

Das Land werde genau das über die Land-Invest machen: „Wir haben fünf Millionen Euro im Jahr dafür vorgesehen, dass wir Liegenscha­ften in den Ortszentre­n kaufen und in unserem Sinn verwerten.“Rund zehn Projekte im Jahr gingen sich aus, sagt Mayr. Dann wäre das Land aber wieder Immobilien­eigner – wie beim eben abgeschaff­ten Wohnbaufon­ds. „Ja, das könnte eine kleine Neuauflage werden. Aber eine politisch viel gezieltere.“

4.SPÖ-Parteichef Walter Steidl wünscht sich von den Kaufleuten und Wirten in den Ortschafte­n, dass sie ihre Geschäfte auch sonn- und feiertags aufsperren – wenn nötig, mithilfe der Gemeinde.

5.Steidl will auch den „Spekulante­n und dem Kapital“den Kampf ansagen. Was das heißt? Etwa, dass man Gebäuden, die der Besitzer lange leer stehen lasse, die Widmung entziehe. Dass also etwa die verfallend­en Hotels in Bad Gastein „strafweise“diese Nutzungsbe­rechtigung verlören. Ob das legal sei? „Das wäre freilich zu prüfen. Ich bin Politiker, kein Jurist“, sagt Steidl.

6.Der SPÖ-Chef kann sich auch die politische Verordnung von Höchstmiet­en vorstellen, damit Geschäftsl­eute in Ortszentre­n überleben können. „Fantasievo­lle Politik“sei nötig, sagt der Sozialdemo­krat, auch „mit radikalen Maßnahmen“.

7.Gemeindebu­ndpräsiden­t Helmut Mödlhammer wünscht sich dagegen mehr Geld des Landes aus der Wohnbauund Wirtschaft­sförderung. „Und zwar genug, damit es sich wieder

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BILD: SN/TVB Dörfliche Idylle in Rußbach – doch kann diese je mit dem Europark mithalten?
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Hans Mayr, Landesrat, TS

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