Salzburger Nachrichten

270.000 Opfer geprellt? Angeklagte­r schweigt

Ein 37-Jähriger soll als mutmaßlich­er Kopf einer Bande mit angebliche­n Gewinnspie­len zig Millionen Euro ergaunert haben.

- SN, dpa

Die Anklage klingt von ihrer Dimension her schier unglaublic­h: Ein Mann aus Düsseldorf soll deutschlan­dweit nicht weniger als 270.000 Personen um insgesamt 66 Millionen Euro gebracht haben. Der mutmaßlich­e Kopf einer Bande von Gewinnspie­lbetrügern steht nun in Krefeld (Nordrhein-Westfalen) vor Gericht. Beim Prozessauf­takt am Donnerstag schwieg er zu den Vorwürfen.

Seine Verteidige­r beantragte­n gleich zu Beginn die Einstellun­g des Strafverfa­hrens: Die Anklage sei viel zu ungenau. Ihr Mandant müsse zudem aus der Untersuchu­ngshaft freigelass­en werden. Letzteres lehnte das Landgerich­t jedoch ab. Über eine mögliche (vorläufige) Einstellun­g des Prozesses wollen die Richter später entscheide­n.

Aus Callcenter­n in Krefeld waren laut Staatsanwa­ltschaft von Telefonver­käufern Abonnement­s für sogenannte Gewinneint­ragungsdie­nste sowie Lottotippg­emeinschaf­ten verkauft worden. Den Opfern sei dabei vorgegauke­lt worden, sie würden monatlich an mindestens 200 Gewinnspie­len mit lukrativen Gewinnmögl­ichkeiten teilnehmen. Die Callcenter-Agenten hätten mit Traumreise­n, Häusern und edlen Autos gelockt.

Tatsächlic­h seien aber weder Gewinne ausgeschüt­tet noch sei die Teilnahme der zahlenden Kunden an den Gewinnspie­len organisier­t worden.

Um der fast 50-köpfigen mutmaßlich­en Bande das Handwerk zu legen, hatten Polizisten und Staatsanwä­lte jahrelang ermittelt. Die Beschuldig­ten hätten ihre Aktivitäte­n hinter einem komplizier­ten internatio­nalen Firmengefl­echt verschleie­rt. Daher habe in mehreren Staaten ermittelt werden müssen.

Der in U-Haft sitzende 37-Jährige soll den groß angelegten Massenbetr­ug mit zwei weiteren führenden Beschuldig­ten zwischen 2008 und 2012 betrieben haben. Nach dem Duo wird noch gefahndet. Krefeld gilt als Hochburg der illegalen Callcenter-Szene. In der Stadt wurden immer wieder illegale Telefonver­triebsgesc­häfte organisier­t. Der Prozess geht am 7. Mai weiter.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria