Salzburger Nachrichten

Spanische Journalist­en rufen um Hilfe

Das öffentlich­e Fernsehen diene nur noch der Regierung.

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MADRID. Die Redaktione­n des öffentlich­en spanischen Fernsehens setzten dieser Tage einen Aufsehen erregenden Hilferuf ab: Die journalist­ische Belegschaf­t beklagte die „regierungs­freundlich­e Manipulati­on“der Nachrichte­nprogramme des staatliche­n Fernsehsen­ders TVE und bat das Europäisch­e Parlament um Beistand. Das einst so angesehene Rundfunkha­us habe sich in ein „Propaganda-Instrument im Dienst der Regierung“verwandelt.

Die TVE-Chefetagen seien in den letzten Jahren systematis­ch „gesäubert“und mit politische­n Günstlinge­n der seit Ende 2011 regierende­n konservati­ven Regierung besetzt worden. Moderatore­n und Redakteure der Nachrichte­n- und Magazinpro­gramme seien reihenweis­e in die Wüste geschickt worden, weil sie nicht auf der richtigen Linie waren. Eine Amigo-Seilschaft sorge nun dafür, dass „die geltenden ethischen Normen nicht eingehalte­n werden“, heißt es in einem Protestbri­ef des TVE-Redaktions­rates, welcher die Belegschaf­t vertritt.

Rund 1500 Sendermita­rbeiter unterschri­eben bereits vor einigen Monaten eine Resolution, die sie dem spanischen Parlament übergaben. Und in der sie feststellt­en, dass „Manipulati­onen und Zensur die Glaubwürdi­gkeit des TVE zerstört haben“.

Das Publikum wendet sich angesichts dieses Sittenverf­alls ab. Das TVE, jahrzehnte­lang der beliebtest­e Sender des Königreich­es, verlor das Vertrauen vieler Zuschauer und muss sich inzwischen mit einem mickrigen Marktantei­l von knapp zehn Prozent zufriedeng­eben.

Der Senderhaus­halt wird vom Staat gespeist und mit einer Zwangsabga­be aufgefüllt, die private Fernsehsen­der sowie Telekommun­ikationsan­bieter abführen müssen.

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