Erfolgsautorin Yasmina Reza macht „Bella Figura“
Mit flotten OberschichtBeziehungsdramen hat sich die französische Autorin Yasmina Reza („Drei Mal Leben“, „Der Gott des Gemetzels“) einen festen Platz auf den Spielplänen erobert. Auch „Bella Figura“wird seinen Weg machen. Als Hochglanzprodukt mit Starbesetzung ist das Stück am Samstag an der Berliner Schaubühne uraufgeführt worden. Ab März 2016 wird es im Akademietheater in Wien zu sehen sein.
Schaubühnen-Intendant Thomas Ostermeier hat das Stück inszeniert, das Reza eigens für sein Ensemble geschrieben hat. Nina Hoss und Mark Waschke, aus Funk, Film und „Tatort“bekannt, sorgten im Vorfeld dafür, dass es genug Small-Talk-Stoff und Stargeflüster gab, um die Premiere zum Ereignis werden zu lassen.
Dass die früher von Peter Stein als Denkfabrik des deutschen Theaters etablierte Schaubühne am Kurfürstendamm nun als Edelboulevard-Bühne daherkommt, liegt auch am Stück, das eine Variation von Yasmina Rezas Lieblingsthemen und durchaus pointierte Dialoge bietet, aber nicht darüber hinausgeht: Hübsche Fassaden schöner Menschen fallen mühelos in sich zusammen, sobald etwas schiefläuft, dahinter liegen die niedrigsten Instinkte bloß. Liebe und Glück sind prekär, Egoismus und Neid die einzigen Konstanten, auf die man sich im Überlebenskampf wirklich verlassen kann.
Diesmal ist es ein Restaurantbesuch, der arg aus dem Ruder läuft. Die alleinerziehende Mutter Andrea (Nina Hoss) flippt aus, als sie erfährt, dass das schicke Lokal, in das sie ihr verheirateter Freund Boris (Mark Waschke) ausführen möchte, eine Empfehlung seiner Frau ist. Auf dem Parkplatz macht sie ihm eine Szene. Da rutscht es Boris heraus: Er habe im Moment wirklich andere Sorgen, er stehe mit seiner Firma kurz vor der Insolvenz. Man will abfahren, doch beim Reversieren stößt Boris eine alte Frau um. Wie der Zufall es so will, ist es die Schwiegermutter der besten Freundin von Boris’ Gattin, die von Sohn und Schwiegertochter zum Geburtstag ausgeführt wird. Endlose, peinliche Konversationen nehmen ihren Lauf, denn von der ersten Sekunde an ist klar: Wenn das rauskommt, ist nicht nur Boris’ berufliche, sondern auch seine private Existenz vernichtet.
Den zunehmenden Würdeverlust aller Beteiligten, an dem auch mehrere Flaschen Champagner sowie zahllose pharmazeutische Produkte mitbeteiligt sind, spielen Hoss und Waschke in schier endlosen Variationen durch.
Nach eindreiviertel pausenlosen Stunden und einem etwas unbefriedigenden Ende herzlicher, aber kein frenetischer Applaus.