Medikamente vom Bestbieter
Internet-Firmen wollen Chinas korrupten Gesundheitsmarkt aufmischen.
Der Markt für Medikamente ist in China sehr intransparent. Ärzte und Krankenhausangestellte werden chronisch schlecht bezahlt. Sie bessern sich ihr Einkommen daher mit der Verschreibung von teuren Medikamenten auf und kassieren Provisionen von Pharmaunternehmen. Teilweise schalten sie sich sogar als Vermittler beim Einkauf von Arzneien zwischen Krankenhaus und Pharmaherstellern ein und kassieren auch dabei mit.
An dieser Praxis verdienen Ärzte, Krankenhäuser und Pharmafirmen. Dafür müssen Patienten und Krankenkassen die Kosten tragen, der Regierung ist das ein Dorn im Auge. Besonders der britische Pharmariese GlaxoSmithKline steht im Zentrum von Ermittlungen. Doch nun ist um den weltweit zweitgrößten Gesundheitsmarkt nach den USA ein Wettrennen ausgebrochen, die Ideen kommen einer Revolution gleich. Vorreiter unter den Neueinsteigern in der Branche ist der Online-Riese Alibaba. Mit der Gesundheitstochter Ali Health positioniert sich das Handelsunternehmen als einflussreicher Dienstleister. Im ersten Schritt will die Firma eine Plattform für einen Preisvergleich von verschreibungspflichtigen Medikamenten anbieten. Das Fernziel ist eine Online-Plattform für den Verkauf von Arzneimitteln und Dienstleistungen.
Alibaba bietet sich als Kooperationspartner der Regierung an, um die illegalen Preisabsprachen zu unterbinden. In der Provinz Hebei bei Peking läuft ein Pilotprojekt. Mit einer App für Smartphones können Nutzer ein Foto von einem Rezept hochladen. Apotheken in der Region können dann Gebote abgeben. Das günstigste Angebot bekommt den Zuschlag. Das Arzneimittel wird direkt zum Patienten geliefert. „Das schafft eine größere Transparenz und ist gut für den Wettbewerb“, sagt Pharma-Experte Chang Feng.
Alibabas Rivale Tencent hat sein populäres Chatprogramm WeChat um Gesundheitsfunktionen erweitert. Nutzer können über das Programm Termine bei Ärzten reservieren und Medikamente für WeChat bezahlen. Eine Plattform für Medikamente wäre der nächste logische Schritt.