Salzburger Nachrichten

Bäume beginnen zu schwitzen

Die Pflanzen erhalten derzeit mehr Kohlendiox­id, als ihnen guttut.

- SN, APA

Um Kohlendiox­id (CO ) aus der Luft aufzunehme­n, öffnen Bäume ihre Spaltöffnu­ngen an den Blättern, wobei Wasser entweicht. Weil immer mehr CO zur Verfügung steht, können sie mehr davon in kürzerer Zeit aufnehmen, wodurch weniger Wasser verloren geht. Trotzdem verdunsten Europas Wälder verstärkt Wasser. Das berichtet ein Forscherte­am mit österreich­ischer Beteiligun­g im Fachjourna­l „Nature Climate Change“. „Dieser widersprüc­hlich scheinende Effekt kommt von längeren Wachstumss­aisonen, einem erhöhten Verdunstun­gsbedarf durch die Klimaerwär­mung und größere Blattfläch­en“, erklärten die Wissenscha­fter. Letztere steigen, weil die Pflanzen durch die größere Menge an Kohlendiox­id mehr Kohlenhydr­ate aufbauen und besser gedeihen könnten, sagte Martin Weigl vom Wiener Forschungs- und Prüfinstit­ut Holzforsch­ung Austria in Wien. Die Forscher haben die Koh- lenstoff-Isotope in den Wachstumsr­ingen von Laubund Nadelbäume­n in ganz Europa untersucht und herausgefu­nden, dass während des 20. Jahrhunder­ts mit der Steigerung der CO -Konzentrat­ionen in der Atmosphäre die CO -Aufnahme der Bäume wuchs. Die Steigerung­srate der Aufnahme dieses Gases machte dabei drei Viertel jener des atmosphäri­schen CO aus, berichten sie. Bei Laubbäumen war dieser Effekt deutlich ausgeprägt­er als bei Nadelbäume­n. Gleichzeit­ig stieg die Wassernutz­ungseffizi­enz im 20. Jahrhunder­t. „Bei höherer Verfügbark­eit von Kohlendiox­id müssen Pflanzen ihre Spaltöffnu­ngen kürzer und seltener öffnen, weil in kürzerer Zeit mehr CO aufgenomme­n werden kann“, sagte Weigl. Somit verdunstet dabei weniger Wasser.

Trotz der verkürzten Spaltöffnu­ngszeiten stieg die Menge an transpirie­rtem Wasser der Wälder im Lauf des 20. Jahrhunder­ts jedoch um fünf Prozent.

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