Italien im Manipulations-Sumpf
Dutzende manipulierte Spiele, 30 beteiligte Clubs und 50 Festnahmen.
„Die Verästelungen der Mafia erreichen auch im Bereich des Sports ein extrem hohes Niveau.“
Ein neuer Manipulationsskandal mit Ergebnisabsprachen im großen Stil erschüttert den italienischen Fußball: Mehr als 50 Menschen wurden festgenommen, gegen weitere 70 Verdächtige wird ermittelt, teilte die Polizei am Dienstag mit. Ihnen wird die Bildung krimineller Vereinigung mit dem Ziel des Sportbetrugs vorgeworfen. Dutzende Spiele in der dritten und vierten italienischen Liga sollen manipuliert worden sein, etwa 30 Clubs aus den unteren Ligen sind laut Polizei in den Skandal verwickelt. Auch die kalabrische Mafia ’Ndrangheta soll an den Manipulationen beteiligt gewesen sein.
Unter den Verdächtigen sind laut Polizei Spieler, Trainer und Clubpräsidenten. Mehrere Vereinsräume wurden am Dienstag durch- sucht, es gab Razzien in ganz Italien. Die Ermittlungen der Aktion „Dirty Calcio“führt die Anti-MafiaStaatsanwaltschaft im süditalienischen Catanzaro. Der italienische Fußball wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Enthüllungen über manipulierte Spiele und Wettbetrug erschüttert. Ob die neuen Ermittlungen in Verbindung zu vorherigen Skandalen stehen, war zunächst unklar.
Den nun Festgenommenen wird vorgeworfenen, mit zwei kriminel- len Netzwerken Partien beeinflusst und damit große Gewinne gemacht zu haben. Auch einige Ausländer sollen unter den Verdächtigen sein, so hatten die Betrüger auch Verbindungen in andere Länder wie Serbien oder Slowenien. Laut Staatsanwaltschaft planten sie zudem, auch Spiele in der Serie B und höheren Ligen zu manipulieren.
Auch ein Mitglied eines bedeutenden ’Ndrangheta-Clans wurde festgenommen, die Mafia soll an den Absprachen beteiligt gewesen sein. Die Ermittlungen zeigten, „wie die Verästelungen der Mafia nicht nur in ihren klassischen kriminellen Geschäftszweigen, sondern auch im Bereich des Sports ein extrem hohes Niveau“erreicht hätten, erklärte Anti-Mafia-Staatsanwalt Renato Cortese.