Wasser auf die Propagandamühlen
FBI-Agenten töten IS-Anhänger, der Islamkritikerin enthaupten wollte.
Der Prozess gegen den Marathon-Bomber Dschochar Zarnajew liegt kaum zurück, da erschüttert Boston ein neuer mutmaßlicher Terrorfall. Diesmal allerdings schritt die Polizei ein, bevor eine kleine Gruppe selbst radikalisierter Anhänger des „Islamischen Staats“zur Tat schreiten konnte. Das FBI hatte den 26-jährigen Usaama Rahim und mindestens zwei weitere Personen schon länger im Visier.
Am Dienstag wollten die Sicherheitskräfte den Mitarbeiter eines Wachdienstes auf einem Parkplatz im Bostoner Vorort Roslindale zur Rede stellen. Sie wussten aus der Überwachung seines Telefons und der Internetaktivitäten von dessen Plan, „ein paar blauen Jungs“den Kopf abzuschneiden. Damit gemeint waren Polizisten, die Rahim als „leichtes Ziel“seines Hasses identifiziert hatte. Der Mann bestellte bei Amazon drei Kampfmesser der Army, um sein Vorhaben auszuführen.
Als der mutmaßliche IS-Anhänger auf dem Parkplatz das Messer zückte, feuerten die Beamten drei Mal. Zwei Stunden später verstarb er in einem Krankenhaus.
Parallel dazu nahmen die Sicherheitskräfte den 25-jährigen David Wright fest, mit dem er seine Pläne besprochen hatte. „Ich kann nicht länger warten“, hatte Rahim laut FBI seinem Mitstreiter erklärt, warum er seine frühere Idee aufgegeben hatte, die Islamkritikerin Pamela Geller (56) zu enthaupten. Die schrille Publizistin, die zuletzt mit ihrem Mohammed-KarikaturenWettbewerb in Texas Schlagzeilen machte, hatte sich nach einer Schie- ßerei dort mit einem Heer an Sicherheitspersonal umgeben.
Ermittler bestätigten gegenüber dem Fernsehsender CNN, dass die Rechtspopulistin tatsächlich das ursprüngliche Ziel des Messeranschlags war. „Das überrascht mich überhaupt nicht“, erklärte Geller. „Das ist ein Krieg.“Der vereitelte Anschlag erweist sich als Wasser auf die Propagandamühlen Gellers, deren Organisation vom „Southern Poverty Law Center“selbst als Hassgruppe eingestuft wird. Auf deren Initiative geht unter anderem die antimuslimische Hetze in New York und Washington zurück. Geller steckte auch hinter der Kampagne gegen die sogenannte Ground-ZeroMoschee in Manhattan. „Diese Fälle erinnern uns daran, welche Gefahren von Einzelpersonen ausgehen, die durch soziale Medien radikalisiert werden“, erklärte der Vorsitzende des Heimatschutz-Komitees im Repräsentantenhaus, Michael McCaul, der sich um den langen Arm des „Islamischen Staats“sorgt.