Die „Goldene Adele“wird zum Filmstar
Helen Mirren spielt Maria Altmann in der Verfilmung des prominentesten österreichischen Restitutionsfalls.
WIEN. Eine kleine alte Dame kämpft um Gerechtigkeit, gegen einen mächtigen, uneinsichtigen Gegner: „Die Frau in Gold“ist ein passabler Kunstkrimi. Inszeniert hat ihn der britische Regisseur Simon Curtis, der vor ein paar Jahren in „My Week with Marilyn“eine Begegnung zwischen Filmstar Monroe und einem jungen Bewunderer verfilmt hatte. Auch diesmal hat Curtis sich eine wahre Begebenheit zum Vorbild genommen, und die ist österreichische Zeitgeschichte.
Die britische Oscarpreisträgerin Helen Mirren spielt die Bloch-Bauer-Nichte Maria Altmann als verschmitzte, kluge Frau mit klaren Grundsätzen. In den Papieren ihrer verstorbenen Schwester findet sie Hinweise darauf, dass sich der österreichische Staat widerrechtlich Gemälde angeeignet hat. Die Bilder hatten Altmanns Onkel gehört, er musste sie in der Nazizeit unter Zwang verkaufen.
Dieser aufsehenerregendste Restitutionsfall der Zweiten Republik funktioniert im Kino als äußerst befriedigende David-gegen-GoliathGeschichte.
Ryan Reynolds tritt als Altmanns widerwilliger Anwalt Randy Schoenberg auf. Katie Holmes spielt seine schwangere junge Frau. Daniel Brühl mimt den ehemaligen „profil“-Herausgeber und AltmannVerbündeten Hubertus Czernin. In teils emotional überzeugenden, teils kitschigen Rückblenden be- richtet der Film davon, wie Klimt (gespielt von Moritz Bleibtreu) die schöne Adele Bloch-Bauer porträtiert, später vom kultivierten Familienleben der Bloch-Bauers in Wien, von den Schikanen, denen sie im Faschismus ausgeliefert sind, von Verfolgung und der überstürzten Flucht von Maria Altmann aus Wien.
Dass ein abendfüllender Spielfilm nicht in allen Aspekten historisch akkurat sein kann, liegt auf der Hand. Doch im Großen und Ganzen wird „Die Frau in Gold“der Rolle Österreichs im Restitutionsverfahren gerecht, zumal der schäbigen Haltung der Österreichischen Galerie im Belvedere und der damaligen Kulturministerin Elisabeth Gehrer, die auf einen ersten ver- söhnlichen Brief Altmanns mit dem Angebot, die Bilder in Wien zu belassen, nicht einmal antwortet. Wie gut also, dass „Die Frau in Gold“nun mit Strategien des Hollywood-Erzählkinos diesen Fall nachzeichnet, dessen Details ohnehin nachzulesen sind. Die Notwendigkeit von Restitution legt der Film unzweifelhaft und sogar unterhaltsam dar, auch für ein Publikum, dem das Thema fremd ist.
Die Frau in Gold.