Zwanzig Jahre und eine Revolution
Soll man stolz darauf sein, was war? Wenn’s um den SN-Fotoworkshop geht, allemal!
SALZBURG. Tür zu, verdammt! Diese harte Tonart war kurzfristig angebracht. Licht, der magische Helfer des Fotografen, kann manchmal nämlich auch sein Todfeind sein. 1996 war das so. Als nämlich irgendjemand einfach die Tür zur Dunkelkammer aufriss.
Damals fand der allererste Fotoworkshop der „Salzburger Nachrichten“und des Kuratoriums für Journalistenausbildung statt. SNGesellschafterin Trude Kaindl-Hönig, Meinrad Rahofer, der 2010 viel zu früh verstorbene Leiter des Kuratoriums für Journalistenausbildung, und Alfred Winter, Salzburgs kultureller Tausendsassa, waren zuvor übereingekommen: Salzburg soll ein Mal im Jahr Hotspot der Fotografie sein. Durch einen Workshop, geleitet von internationalen Größen.
Den Anfang machte ein Mann mit interessantem Namen: Paul Hosefros. Er hatte auch eine ungewöhnliche Profession. Hosefros betreute für die „New York Times“fotografisch zwei Spezialgebiete, das Weiße Haus und das Pentagon. Der kleine, stets gut gelaunte Mann bewegte sich mit seiner Kamera beruflich dort, wo an den Schalthebeln der Macht an den Rädern dieser Welt gedreht wird. Die Workshopteilnehmer lernten vor allem auch das besondere didaktische Können von Paul Hosefros zu schätzen.
Es sollte der einzige Workshop bleiben, bei dem die Schwarz-WeißNegative und die Abzüge noch von allen Teilnehmern selbst gemacht wurden. Tür zu, verdammt!
Beim zweiten Fotografen, Makoto Sugaya, waren 1997 bereits Farb- filme in Verwendung. Die Entwicklung der Negative und Abzüge übernahm ein Labor. Übrigens: Herr Sugaya arbeitet für die japanische Tageszeitung „Asahi Shimbun“.
Um eine Vorstellung über deren Dimension und damit auch die Qualität des Workshops zu bekommen: Die Auflage von „Asahi Shimbun“beträgt acht Millionen Zeitungen pro Tag, die der Abendausgabe fast 3,8 Millionen – „Asahi Shimbun“ist damit die zweitgrößte Zeitung der Welt.
Volker Krämer war 1998 der dritte im Bund. Der „Stern“-Fotograf prägte mit seiner feinen, humanistischen Sichtweise das Erscheinungsbild des Magazins über Jahrzehnte. Seine Bilder vom Einmarsch der Russen 1968 in Prag sind nach wie vor gültige Zeitdokumente. Sie markierten den Beginn seiner Laufbahn. Im Juni 1999 geriet Krämer während einer Reportage in Mazedonien in einen Hinterhalt und wurde vierzig Kilometer südwestlich der Provinzhauptstadt Pristina durch Kopfschuss getötet.
2000 leitete Erich Lessing den Workshop. Der Doyen der österreichischen Fotografie nimmt in seiner Zunft Weltrang ein. Seit 1951 ist Lessing Mitglied der legendären Fotoagentur Magnum. Begehrt war er auch als Set-Fotograf bekannter Kinofilme. Etwa bei „The Sound of Music“, „Alexis Sorbas“oder der Literaturverfilmung „Moby Dick“.
Micha Bar-Am war der nächste fotografische Achtzehnender, der nach Salzburg kam. Auch er ist ein Magnum-Fotograf. Bar-Am wird das „Auge Israels“genannt, da er die Geschichte der Staatswerdung Israels über 50 Jahre dokumentierte und begleitete. Er verliebte sich prompt. In die Stadt, die Menschen, die Luft, den Regen und den Frieden in Salzburg. „Wisst ihr übrigens, dass ihr im Paradies lebt?“, sagte er immer wieder. Damals, 2001, begann übrigens die digitale Revolution in der Fotografie.
Unter all den Großen, die in Salzburg als Lehrmeister tätig waren, seien noch zwei herausgehoben. Zum einen der aus Indien stammende Jay Ullal. Der groß gewachsene Inder mit dem gewinnenden Lächeln wurde einer breiten Öffentlichkeit durch eine Fotoserie aus dem Aschram des Gurus Bhagwan Shree Rajneesh in Poona und das dort herrschende wilde Treiben der Westler in dessen „Sex-Kloster“weltweit bekannt. Und da wäre natürlich auch noch Jan Grarup zu nennen. Der dänische Fotograf reist seit Jahren immer wieder in Krisengebiete. Er hält mit eindringlichen Bildern das Leben der Menschen fest, die in Kriegen und Konflikten auf der Strecke bleiben. Grarup gewann viele Preise. Darunter auch den World Press Photo Award für seine Bilder aus dem Kosovokrieg. Wettbewerb: Zum 20-Jahr-Jubiläum gibt es einen SN-Leserwettbewerb. Das Thema: „Begegnung zwischen Menschen“. Als Gewinn winkt die Teilnahme am Workshop für Amateure (27. bis 29. Juni im Verlagshaus der „Salzburger Nachrichten“). Es gibt noch drei weitere Preise. Deren Gewinner erhalten ihre Fotos auf Leinwand gedruckt.
Interessenten laden auf BURG.COM/FOTOWETTBEWERB ihr Bild bis spätestens 15. Juni hoch. Am 16. Juni kürt eine Jury die Siegerfotos. Bei Fragen: SN-Tel. 0662/83 73-511.