Salzburger Nachrichten

Das Wachstum lässt weiter auf sich warten

Die OECD revidiert ihre Prognosen erneut nach unten. In Österreich sorgt die Steuerrefo­rm für einen Hoffnungss­chimmer ab 2016.

- SN, APA, dpa

Die OECD hält an ihrer Erwartung einer schrittwei­sen Belebung der Weltkonjun­ktur fest, schraubt aber ihre Prognosen nach einem schwachen Jahresstar­t erneut zurück. In ihrem jüngsten Ausblick stellen die Experten der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g für heuer ein weltweites Wachstum von 3,1 Prozent in Aussicht. Das ist ein halber Prozentpun­kt weniger als noch im November erwartet.

„Der Ausblick ist okay, aber nicht großartig“, sagte die ChefÖkonom­in des Industriel­änderclubs, Catherine Mann, am Mittwoch in Paris. Im kommenden Jahr 2016 soll die Wirtschaft demnach um 3,8 Prozent zulegen. Zu den wichtigste­n Treibern des Wachstums gehören Indien und China, wo die Wirtschaft­sleistung heuer knapp unter 7 Prozent steigen soll. Nächstes Jahr soll Indien in Richtung 8 Prozent weiter zulegen, während China auf dem Niveau des laufenden Jahres stagnieren dürfte.

Die Eurozone insgesamt spielt in der weltweiten Wirtschaft­sentwicklu­ng mit Wachstumsr­aten von 1,4 Prozent (2015) und 2,1 Prozent (2016) nur eine untergeord­nete Rolle und drückt den Durchschni­tt. Die US-Wirtschaft wächst laut OECD solide, aber unspektaku­lär heuer um zwei, nächstes Jahr um 2,8 Prozent.

Österreich gehört innerhalb der Währungsun­ion mit erwarteten Zuwachsrat­en von 0,6 bzw. 1,7 Prozent zu den Nachzügler­n. Die OECD hat die heurige Erwartung für Österreich von ursprüngli­ch 0,9 Prozent um ein Drittel zurückgeno­mmen. Zum Vergleich: Das Wirtschaft­sforschung­sinstitut erwartet in seiner März-Prognose heuer ein Wirtschaft­swachstum von 0,5 und nächstes Jahr von 1,3 Prozent, das IHS prognostiz­ierte plus 0,8 Prozent für 2015 und 1,6 Prozent für 2016.

Deutschlan­d dagegen kommt mit einer Anhebung der Prognosen auf 1,8 und 2,4 Prozent einmal mehr die Rolle des Zugpferds zu. Das stärkste Wachstum in der EU verzeichne­n die Nicht-Euro-Länder Polen (3,5/3,7 Prozent) sowie Großbritan­nien (2,4/2,3).

Zurück zu Österreich: Ab 2016 sollte die Steuerrefo­rm den privaten Konsum ankurbeln, heißt es im „Economic Outlook“der OECD. Er soll sich heuer (von 0,2 Prozent im Vorjahr) auf 0,8 Prozent beschleuni­gen und nächstes Jahr auf 1,8 Prozent mehr als verdoppeln. Zudem dürften nachlassen­de geopolitis­che Spannungen, kräftigere Auslandsna­chfrage sowie die Euro-Abwertung dem Exportwach­stum Impulse verleihen. Eine Belebung des Han- dels sowie die tiefen Zinsen sollten auch ein günstiges Umfeld für eine Erholung der Investitio­nen schaffen. Diese lägen allerdings heuer – trotz eines Rückgangs – höher als in anderen europäisch­en Ländern. Grund seien hohe Investitio­nen in den privaten Wohnungsba­u und Verkehrsin­frastruktu­r. Weitere Impulse könnten staatliche Initiative­n zur Förderung von Wagniskapi­tal und Crowdfundi­ng bringen.

Die Arbeitslos­enrate (ILO-Standard) sieht die OECD bei 5,8/5,7 Prozent. Sie empfiehlt „eine weitere Erhöhung der Erwerbsbet­eiligung älterer Menschen, und insbesonde­re der Frauen“. Vorbereitu­ngen für eine Anpassung des Frauenpens­ionsalters an jenes der Männer sollten vorgezogen werden.

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