Salzburger Nachrichten

„Klein-Wimbledon“wirft Schatten voraus

Früher undenkbar, aber dann doch Realität: Wimbledon unterstütz­t ein kleines Rasentenni­sturnier in Deutschlan­d tatkräftig.

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STUTTGART, SALZBURG. Es ist in der Tennisszen­e wohl der Deal des Jahres und irgendwie rund um die Wirren der Tennis-French-Open in Paris zuletzt untergegan­gen: Das Turnier in Stuttgart und Wimbledon – das berühmtest­e Turnier der Welt – haben eine Kooperatio­n beschlosse­n. Wie geht das?

Die Rasensaiso­n ist heuer nach den French Open um eine Woche verlängert worden, weil Wimbledon erst am 29. Juli startet. Der Wahlsalzbu­rger Edwin Weindorfer, Turnierdir­ektor beim Mercedes Cup, sah seine Chance: „Ein Rasenturni­er muss her.“Auf die Idee brachte den Manager der steirische­n Firma „emotion“kein Geringerer als der CEO von Wimbledon, Richard Lewis. „Er hat mir vorgeschla­gen, ein Rasenturni­er unter der Schirmherr­schaft von Wimbledon zu organisier­en. Ich meinte zu Lewis: Gib mir 48 Stunden Zeit.“Weindorfer entschied sich für das Rasenturni­er, das morgen, Samstag, mit der Qualifikat­ion für den 28erRaster beginnt. Gespielt wird auf sechs Rasenplätz­en, „der Centre- Court mit rund 6000 Plätzen ist das Herzstück der Anlage“, so der gebürtige Steirer und ehemalige Staatsliga­spieler.

Die Kooperatio­n von Wimbledon und Stuttgart kommt übrigens nicht von ungefähr, denn vor 100 Jahren wurde die Anlage schon als „Lawn und Tennis Club“, also als Rasenplatz, geführt. Historisch­e Bilder belegen dies. Und in diesem Sinne sollen die Plätze in Stuttgart auch aufbereite­t werden: „Der Greenkeepe­r von Wimbledon ist für unseren Rasen verantwort­lich. Sogar die Netzpfoste­n sind gleich“, so der Turnierdir­ektor.

Für Weindorfer, der mit seiner 30-köpfigen Agentur noch für das Wiener Stadthalle­nturnier und für das Golfturnie­r in Atzenbrugg verantwort­lich zeichnet, hat mit dem Zuschlag zum Rasenturni­er die Arbeit erst so richtig begonnen. Viele Spieler haben sich sofort bereit erklärt, nach der Sandplatzs­aison die drei Wochen Rasentenni­s zu nützen. „Rafael Nadal hat beim Turnier in Monte Carlo seine Zusage gegeben. Das ist fix. Aber auch Roger Federer und Novak Djokovic wollten auf einmal in Stuttgart spielen, aber dafür fehlt im ersten Jahr noch das Budget“, meint Weindorfer. Im nächsten Jahr soll bereits das 250erTurni­er – wenn möglich – aufgestock­t werden. Als Highlight für die heimischen Zuschauer im Schwabenla­nd gilt das Comeback von Tommy Haas, der nach einem Jahr Verletzung­spause in den Tenniszirk­us zurückkehr­t. „Tommy kann es nicht mehr erwarten.“

Eine Tennislege­nde hat dann im Juli des Vorjahres die ersten Rasenplätz­e eingeweiht: Der neunfache Wimbledon-Sieger (Einzel und Doppel) John McEnroe war begeistert: „Der Rasen ist unglaublic­h.“

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BILD: SN/SAGE Stuttgarts Turnierdir­ektor Edwin Weindorfer testet den neuen Rasen beim großen Wimbledon-Test.
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BILD: SN/ARCHIV Tennis in Stuttgart 1915.

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