Das Ende einer Zweckgemeinschaft
Der SV Grödig und Michael Baur gehen getrennte Wege. Die Suche nach einem neuen Trainer hat bereits begonnen.
SALZBURG. Eilig berief der SV Grödig am gestrigen Feiertag eine Pressekonferenz ein. Obwohl man beim Achten der abgelaufenen Bundesliga-Saison um größte Geheimhaltung bemüht war, was den Grund der Veranstaltung im VIP-Zelt des Grödiger Goldberg-Stadions betrifft, war das, was Clubchef Christian Haas zu sagen hatte, dann eigentlich gar keine große Überraschung. „Wir haben Trainer Michael Baur mitgeteilt, dass er ab sofort beurlaubt ist“, sagte Haas und schickte gleich die Begründung für diesen Schritt hinterher: „Wir haben in 17 Spielen im Frühjahr nur 13 Punkte geholt. Damit waren wir Tabellenletzter. Außerdem sehen wir die Entwicklung unserer Spieler in Gefahr, was für uns als kleinen Verein besonders wichtig ist.“
Neben Cheftrainer Baur muss auch dessen Assistent Markus Scharrer die Betreuerbank in Grödig räumen, nur Tormanntrainer Oliver Scheucher darf bleiben. Die Nachfolgefrage ist offen, ein neuer Coach soll bis zum Trainingsstart am 17. Juni gefunden werden.
Völlig überraschend kommt die Trennung nicht. Nach einer Niederlagenserie stand Baur schon während der Frühjahrssaison vor dem Aus. Es fehlte das gegenseitige Vertrauen, eine echte Liebesbeziehung wurde die Liaison zwischen Grödig und Baur ohnehin nie. Vielmehr war es von Beginn an eine Zweckgemeinschaft, die bei Streitthemen wie dem von Baur suspendierten Stürmer Roman Wallner auf eine harte Probe gestellt wurde.
Die Entscheidung teilte Haas dem 46-jährigen Tiroler am Mittwochabend am Telefon mit, da Baur derzeit auf Urlaub am Gardasee weilt. „Der Trainer hat es zur Kenntnis genommen. Mir wäre es auch lieber gewesen, es ihm direkt zu sagen“, meinte Haas mit ernster Miene. Die Suche nach einem Baur- Nachfolger hat bereits begonnen. Die Anforderungen an den neuen Trainer sind klar. „Er soll erfolgreichen Fußball spielen und Talente weiterentwickeln können“, sagte Sportchef Haas. In den vergange- nen zwei Jahren hätten neun Spieler den Sprung von Grödig zu größeren Vereinen geschafft. „Das ist auch für die Zukunft unser Ziel, wir wollen junge Spieler weiterentwickeln“, erklärte Haas und verwies auf die jüngsten Transfers wie Torhüter Cican Stankovic zu Red Bull Salzburg, Philipp Huspek, Stefan Nutz und Tomi zu Rapid und Marvin Potzmann zu Sturm Graz.
Vier bis fünf Kandidaten seien in der engeren Auswahl. „Mit denen werden wir jetzt Gespräche führen“, kündigte der Sportchef an. Interessante Trainerkandidaten gibt es reichlich: Ex-Austria-Coach Gerald Baumgartner beispielsweise. Oder auch ÖFB-Nachwuchstrainer Werner Gregoritsch, mit dem Christian Haas persönlich besonders gut kann. Oder kommt es sogar zu einer dritten Amtszeit von Heimo Pfeifenberger in Grödig?