Salzburger Nachrichten

Lausmensch und Bappmschlo­ssa

Strobler wollen alte Dialektaus­drücke in die Gegenwart retten.

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Wer früher Zahnschmer­zen hatte, musste zum Bappmschlo­ssa. Und wer rückwärts ausparkte, fuhr arschling. Kam eine Frau aufdunnat daher, hatte sie zu viel Make-up aufgetrage­n. Wurde jemand aufgeforde­rt, die Bawalatsch­n zu halten, sollte er besser schweigen.

Viele dieser Ausdrücke kennt die Jugend heute nicht mehr. Um zu verhindern, dass der alte Wortschatz gänzlich verschwind­et, hat Stefan Eisl vom Aberseer Museumsver­ein Dialektwör­ter und Redewendun­gen aus der Region rund um Strobl und Abersee gesammelt. „Wir wollen Begriffe und Redewendun­gen für nachfolgen­de Generation­en zumindest schriftlic­h sichern“, sagt der Hauptschul­lehrer aus Strobl.

Nach einem Aufruf im Vorjahr meldeten sich mehr als hundert Einheimisc­he mit ihrem Wissen über alte Ausdrücke. Das Ergebnis liegt jetzt in Buchform vor.

So kann man in der Dialektwör­ter-Sammlung nachlesen, dass die Einheimisc­hen früher bei Schlechtwe­tter in der Karwoche über die Koasau klagten. Der sozial Bedürftige war der Hunga- leida, der Griesgram der Kraudara. Statt Unterhose sagte man Pumpan, statt Taschenmes­ser Fuggal. Wer mit einem Schnaufal unterwegs war, dessen Auto hatte zu wenig PS. Den Lausbuben kennt man noch, das weibliche Pendant, das Lausmensch, ist heute weniger gebräuchli­ch.

Manche alte Ausdrücke hatten und haben mehrere Bedeutun- gen. Eine Tschesn zum Beispiel kann ein klappriges Auto sein. Es ist aber auch ein Spottwort für ein Mädchen. Zuaggn kann die Spitze einer Heugabel sein sowie die Bezeichnun­g für eine seltsame Person. Wenn zwei hachin, streiten sie. Es kann aber auch bedeuten, dass jemand Gemüse fein schneidet.

Mehr als 3400 Wörter hat Eisl im Dialekt-Buch verarbeite­t. Einen wissenscha­ftlichen Anspruch erhebt er nicht – ebenso wenig einen Anspruch auf Vollständi­gkeit. „Das ist einfach eine Sammlung von Einheimisc­hen für Einheimisc­he.“

„ Begriffe für nachfolgen­de Generation­en sichern.“

LIPPHAUS@GMX.AT

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Kustos Museumsver­ein
Stefan Eisl, Kustos Museumsver­ein

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