Bestraft die Nachdenklichen!
Wer seine Papp’n aufreißt, hat nichts zu fürchten. Das ist ungerecht!
Es wird viel zu viel von der Schule geredet. Das Interesse dran steigt freilich mit den Temperaturen, weil in der Hitze merkt man, dass der Sommer naht und also die Ferien, aber die beginnen traditionellerweise niemals ohne Zeugnis. Und darum hat eine Freundin Sorgen. Ihr Bub checkt auch Schwieriges beim ersten Zuhören, muss nicht besonders viel lernen, bringt Schularbeit um Schularbeit ohne Punktabzüge heim. Er will sich bei keiner Castingshow bewerben, sondern fischt gern. Er radelt zwei Mal die Woche quer durch die Stadt zum Kicken, braucht das Smartphone nur sporadisch und ist bei den Pfadfindern, gehört aber zu keiner Whats-App-Gruppe. Er macht wenig Aufhebens um sich. Und das ist sein Problem, hat seine Mutter am Elternsprechtag erfahren. Es drohen ihm, dem Vifzack, womöglich zwei Zweier. Im Prinzip ist das der Mutter wurscht, im konkreten Fall wohl aber eines der Symptome einer lärmenden Welt. Der Bub redet nicht viel, ist ein Schüchterner. Zurückhaltung aber ist eher schlecht, wenn es um die mündliche Mitarbeit geht. Deshalb ist er da nicht so vorn dabei, wie sich das der Lehrplan wünscht und angeblich für beste Noten unabdingbar ist. Früher sagte man über einen wie den Buben, das sei ein Nachdenklicher. Sprich: Er denkt, bevor er redet und wenn er dann mit dem Denken fertig ist, ist’s oft zu spät. Jetzt, da Dauerplapperei und Herausgeplärre in Mode sind, werden die Zurückhaltenden diskriminiert und die Nachdenklichkeit zur Behinderung.