Weiterbilden für den Wettbewerb
Alle profitieren von berufsbezogener Weiterbildung – aber es braucht bessere Rahmenbedingungen. Das zeigen zwei neue Studien zu Betrieben und Mitarbeitern, passend zum „Tag der Weiterbildung“am 10. Juni.
Österreichs Unternehmen sind unsicher, wie es wirtschaftlich weitergeht – sicher ist für sie allerdings, dass sie sich mit Weiterbildung für die Zukunft rüsten wollen. Das ist das Schlüsselergebnis der Studie „Weiterbildung 2015“der Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung (PbEB), der unter anderem das WIFI, Die Berater, Berlitz und Humboldt angehören. Makam Research befragte dafür Führungskräfte und Personalverantwortliche von 500 heimischen Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.
37 Prozent der Unternehmen erwarten 2015 ein schwierigeres Geschäftsjahr, 34 Prozent ein gleichbleibendes und 27 Prozent erwarten ein positiveres als 2014. „Sicher ist aber: Wem die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens wichtig ist, der investiert in Weiterbildung“, sagt PbEB-Sprecherin Alice Fleischer. Denn Weiterbildung wird laut drei Vierteln der befragten Führungskräfte primär eingesetzt, um Unternehmen zu stärken und wettbewerbsfähig zu machen. Die weiteren Beweggründe – allerdings mit 16 und neun Prozent deutlich dahinter liegend – waren „Motivation erhöhen“und „Beschäftigte an den Betrieb binden“.
70 Prozent der Unternehmen planen, im heurigen Jahr gleichbleibend viel in Weiterbildung zu investieren, neun Prozent weniger, 15 Prozent mehr – bessere Werte im Vergleich zum Vorjahr. Inhaltlich werden mit 52 Prozent vor allem Marketing- und Verkaufstrainings als Vorteil im Wettbewerb gesehen, gefolgt von den wachsenden Bereichen Informatik und EDV-Anwendung sowie Rechnungswesen und Recht.
Stichwort Recht: „Dass rechtliche Rahmenbedingungen gerade in der Weiterbildung eine wichtige Lenkungsfunktion haben, zeigt sich auch beim Wunsch der Unternehmen nach mehr Förderungen“, sagt Alice Fleischer. Mehr als zwei Drittel jener Firmen, die heuer gleich viel für Weiterbildung ausgeben, würden ihre Budgets erhöhen, wenn es mehr Förderungen gäbe, zeigt die PbEB-Studie.
Insgesamt ortet die PbEB Entwicklungspotenzial beim Bildungscontrolling, wenngleich bereits mehr als 70 Prozent der Un- ternehmen ihre Weiterbildungsmaßnahmen messen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen hätten aber „häufig nicht die Strukturen, um eigene Instrumente für ein umfassendes Bildungscontrolling zu schaffen“, heißt es in einer PbEB-Aussendung. Gerade hier könnten Bildungsträger unterstützen. „Auch einfache Methoden der Erfolgsmessung können Auskunft darüber geben, wie Maßnahmen wirken und wo es weiteren Qualifizierungsbedarf gib“, sagt die PbEB-Sprecherin.
In Deutschland zeigt die zehnte ForsaUmfrage zum Thema unter rund 1000 Personen zwischen 20 und 40 Jahren im Auftrag des ILS – Institut für Lernsysteme, was Weiterbildung den Arbeitnehmern anno 2015 bringt: Kurzfristig winken mehr Geld oder neue Aufgaben, langfristig geht es darum, auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.
Knapp die Hälfte der Befragten mit Weiterbildungserfahrung konnte unmittelbar in eine höhere Position aufsteigen oder erhielt mehr Verantwortung. Jeder Dritte freute sich zudem über finanzielle Vorteile wie eine Gehaltserhöhung. Acht von zehn Befragten stellen fest, dass ihnen die Fortbildung mehr Kompetenz und Sicherheit im Beruf gebracht hat. 60 Prozent bezeichnen sich als insgesamt zufriedener und ebenso viele treten mit ihrem erweiterten Know-how selbstbewusster auf. Die Zufriedenheit passt wiederum zur höheren Anerkennung durch Arbeitgeber und Kollegen, die über die Hälfte der 20- bis 40-Jährigen erlebt.
In der Altersgruppe der 36- bis 40-Jährigen hat mit drei Vierteln die überwiegende Mehrheit bereits eine oder mehrere Weiterbildungen absolviert. Bei den Befragten zwischen 20 und 40 Jahren steigt die Quote mit zunehmendem Alter stetig an, durchschnittlich bestätigen 56 Prozent eine vorhandene Weiterbildungserfahrung. Das passt zu aktuellen Erkenntnissen anderer Studien, die zeigen, dass sich insgesamt jeder zweite Berufstätige weiterbildet – die SN berichteten.
Am 10. Juni findet zum siebten Mal der „Tag der Weiterbildung“statt, Schwerpunkt ist das Thema „Weiterbildung: Kostenfaktor oder strategische Investition?“. Geboten werden kostenlose Fach- und Netzwerkevents sowie Webinare. WWW.TAG-DER-WEITERBILDUNG.AT