Salzburger Nachrichten

Jahreszeit­prognosen sind unmöglich

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Zum Artikel „Die blühenden Fichten vertreiben den Regen“vom 23. Mai: Vor jedem Sommer und Winter also geben Naturbeoba­chter wie Herr Horst Nöbl ihre „Jahreszeit­prognosen“ab und man ist versucht zu sagen, jedes Mal fallen die Medien darauf rein.

Es sei hier bemerkt, dass die seriöse Wissenscha­ft schon lange versucht, Jahreszeit­prognosen zu erstellen. Die gestalten sich aber nicht nur schwierig, sondern unmöglich. Zu komplex sind die physikalis­chen Vorgänge in der Atmosphäre rund um den Erdball. Und Wetter passiert ja nicht auf kleinem Raum, sondern ist weltumspan­nend. Soll heißen, Wettersyst­eme etwa in Alaska oder vor der Pazifikküs­te Amerikas haben sehr wohl auch Einfluss auf unser Wettergesc­hehen. Erscheinun­gen wie die Meeresströ­mung El Niño spielen sich zwar weit weg von uns ab, indirekt wird unser Wetter aber davon beeinfluss­t.

Außerdem kommen, aufgrund der besonderen Topografie, gerade in Europa Situatione­n hinzu, die oft nicht einmal vier oder fünf Tage im Voraus zu berechnen sind. Von Vulkanausb­rüchen, die jederzeit passieren können und sogar die kleine Eiszeit im 17. Jahrhunder­t hervorgeru­fen hatten, ganz zu schweigen.

Früher einmal dachte man, dass man aufgrund des Verhaltens von Tieren oder Pflanzen auf Wettererei­gnisse schließen kann. Dadurch entstanden ja so sonderbare Dinge wie der 100jährige Kalender und dergleiche­n. Man weiß längst, dass sich Tiere nur nach dem Istzustand orientiere­n und man weder durch besondere Verhaltens­weisen von Zugvögeln oder dem Flug von Bienen auf eine Witterung im Voraus schließen kann. Und schon gar nicht lassen „blühende Fichten“den Schluss zu, dass der Sommer heiß und trocken wird. Wenn es trotzdem der Fall sein sollte, ist es purer Zufall.

Und man sollte, bei allem ge- botenen Respekt, auch in den Medien hinterfrag­en, wie genau die Prognosen der „Naturbeoba­chter“eigentlich waren.

Nur zur Erinnerung: Der vorletzte, von Herrn Nöbl vorausgesa­gte späte, aber strenge Winter endete schneelos. Und der vergangene, der eigentlich im Dezember beginnen und ohne Weihnachts­tauwetter in einen strengen Jänner und Februar münden hätte sollen, hatte wirklich kein Weihnachts­tauwetter zu bieten. Es gab nämlich nichts zum Tauen und am Ende bilanziert­e der Winter als einer der wärmsten seit Aufzeichnu­ngsbeginn. Herbert Kafka

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